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Auszug aus dem Buch »Die Geschichte des Erholungsortes Grube von 1222 – 2002 und der Alten Gruber Bürgergilde e. V. von 1275 – 2002« Jg. 2002, bei Buchhandlung »Gloess« Oldenburg i. H., ISBN 3-8311-4647.0

1.7.
Die Geschichte des Zentral- und Erholungsortes Grube

© Hans-Uwe Hartert, Grube

(…) Grube liegt im Nordosten des Kreises Ostholstein unmittelbar hinter der Ostseeküste (2,5 km) zwischen der Kieler Bucht im Westen bei Weißenhaus und der Lübecker Bucht im Osten bei dem Ostseebad Dahme.
Die Landschaftsform verdankt ihre Entstehung dem Ende der letzten Vereisung (vor ca. 13.000 Jahren), als zangenartige Gletschervorstöße von Norden her in das ostholsteinische Gebiet eindrangen. Beim Abschmelzen der Eismassen und Abfließen der Schmelzwasser in den Jahrtausenden nach der Eiszeit bildeten sich Bodenrinnen, durch welche die angestiegene Ostsee bis zu den Vertiefungen im Landesinneren (Oldenburger Graben) eindringen konnte.
Auf diese Art entstanden der Wesseker See am westlichen und der Gruber See am östlichen Ende der Niederungszone sowie eine Wasserverbindung zwischen den beiden Seen, die aber zu einem späteren Zeitpunkt nachweislich für größere Schiffe nie schiffbar war*. Dies haben auch Untersuchungen des Geologischen Landesamts Schleswig-Holstein aus dem Jahre 1957 ergeben. Bei 5.500 Bohrungen wurde festgestellt, dass es schon 2000 Jahren v. Chr. keine durchgehende Meeresverbindung zwischen der Hohwachter- und der Lübecker Bucht gegeben hat.
Schiffe konnten, bis zur Versandung der Küsten in den letzten Jahrhunderten, lediglich in die beiden Buchten bis Oldenburg bzw. Grube einfahren. Der alte Siedlungskörper von Grube erstreckt sich auf einem flachen Höhenrücken im Bereich einer Senke des Oldenburger Grabens, dessen Höhenlinien an der höchsten Stelle 7,76 Meter über und am tiefsten Punkt * Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Höhenschichten mit 8-20 m über NN sind am Nordrand mit dem Eiskeller (Siggeneben) und am Südrand mit dem Priner- und Silberberg (Gemeinde Riepsdorf / Thomsdorf) anzutreffen. Der Längengrad beträgt 11,2; der Breitengrad 54,13.
Über das Gründungsdatum von Grube gibt es keine genauen Aufschlüsse. Prähistorische Funde weisen aber schon auf eine sehr frühe Besiedelung von vor rund 7500 - 9000 Jahren in diesem Raum hin.
Dies belegen auch die beiden im Jahre 1926 gefundenen menschlichen Schädel*. Der eine wurde im Verlandungsgebiet des Gruber Sees bei Entwässerungsarbeiten im Januar durch den Gruber Heinrich Bauer, der andere Schädel mehrere Meter tief im Torf auf Lehmboden gefunden.
Beide Schädel gehörten einer so genannten Kurzkopfrasse an, die erst nach Ende der Eiszeit bei uns nachgewiesen werden konnte.
Sie waren die bisher ältesten im Norddeutschen- und skandinavischen Raum und ließen sich auf das Jahr 8000-9000 v. Chr. datieren. Das Interesse der Anthropologen war entsprechend groß. Leider stehen beide Fundstücke, sowie ein am 28. April 1938 vom Reichsarbeitsdienst aufgefundener Einbaum in den Ausmaßen von ca. 4,71 m Länge und 1,5 m Breite der heutigen Wissenschaft nicht mehr zur Verfügung. Die beiden Schädel fielen in Kiel den Bomben des 2. WK zum Opfer, das Boot ist nicht mehr auffindbar.
Hoffnung auf die Feststellung eines frühen Siedlungswesen in der Grube-Wesseker Niederung gibt ein neuzeitlicher Fund vom 17. Juli 2002 in der Gemarkung Rosenhof. Der Forschung, unter Leitung von Dr. Sönke Hartz vom Archäologischen Landesamt, der seit 1996 die Ausgrabungen in der Niederung des Oldenburger Graben leitet, ist es gelungen, einen so genannten „Kommandostab“* (s. Bild oben*) zu bergen. Dieser und auch andere Funde könnten den Beweis erbringen, nachdem zuvor an gleicher Stelle ein „eschener“ Fischspeer gefunden worden war, dass unsere Vorfahren, die dass Land als Jäger und Nomaden durchstreiften, schon vor 5000-3500 Jahren v. Chr. bzw. davor sesshaft wurden.
Das einst von germanischen Stämmen »vermutlich den Sweben«* bewohnte Ostholstein wurde nach der Völkerwanderung für Jahrhunderte slawischer Lebensraum wagrischer Wenden, einem Teilstamm der Abotriten aus der Sprachfamilie der Elb- und Ostseeslawen. Sie siedelten sich hier Ende des 8. Jahrhundert zwischen Trave und Schwentine (heutiges Kreisgebiet Ostholstein und Plön) sowie in Teilen Stormanns und Segebergs an. Die Grenze im Westen gegen die Holsten und Stormarn war der Limes Saxoniae*. Sie gaben unserer Heimat den Namen „Wagrien“. Die Urheimat der slawischen Wenden dürfte der Weichselbogen und das Gebiet des Bug gewesen sein.
Das Siedlungsgebiet der Abotriten verlief von der oberen Peene (Ostgrenze Mecklenburgs) bis zur Elbe bei Lauenburg und von dort bis zur Kieler Förde.
Nach dem entscheidenden Sieg Heinrichs von Badwide 1138/39 über die Slawen und den ersten Missionserfolgen Vicelins* und seines Nachfolgers Bischof Gerold, setzte unter dem von dem dänischen König Waldemar II eingesetzten Graf Adolf II. (1130 - 1164) von Schauenburg in großem Maßstab die Germanisation in Verbindung mit Kolonisation in Ostholstein ein. Schwert, Axt und Pflugschar traten nun an die Stelle der Missionspredigt.
Danach konnte die Verbreitung des Christentum und die kirchliche Organisation im Lande beginnen. Die verdrängten Slawen erhielten besonders zugewiesene Plätze (wir würden es heute als Reservate bezeichnen) von denen eines wohl, der „Wenddorf“, seinen Namen in Grube behalten haben dürfte.
Zusätzlich holte Graf Adolf aus Flandern, Holland (damals noch Niederdeutsch), Westfalen und Friesland Siedler in das fruchtbare Wagrierland und auch die Besiedelung und Entwicklung Grubes ging nun sehr schnell voran, da es, von der Natur aus sehr begünstigt, am Wasser lag.
Schon damals wird es in kleinerem Umfange See- und Hafenort gewesen sein. Quellenmaterial über eine Hafeneigenschaft ist nicht vorhanden und auch der angebliche Aufenthalt im 14. Jh. von Klaus Störtebeker* dürfte in das Reich der Legenden fallen. Überliefert ist jedoch, dass der Seeräuber Martin Pechlin*, geboren auf Fehmarn und Spross einer dort hoch angesehenen Familie entstammend (sein Vater war Bürgermeister), zusammen mit weiteren ca. 80 »Spießgesellen“«, die allesamt aus der hiesigen Region stammten, mit seinem Schiff (einem so genannten „Kraier/Kreye“*) die Ostsee zur Hansezeit unsicher machte, raubte und plünderte. Er war der erklärte Feind der Hanse und etlicher Städte. So scheute Pechlin und seine Räuberbande sich nicht, in den Jahren 1520/1523 u. a. Heiligenhafen, Oldenburg und Grube zu überfallen. Den zweiten Überfall auf Grube mussten die Seeräuber aber teuer bezahlen.
Die Gruber aber wurden gewarnt, bereiteten ihnen eine Falle und machten den Anführer »Pavel Luebken aus Oldenburg« sowie fünf weitere Vitalienbrüder dingfest. Alle sechs wurden sofort nach der Festnahme aufgehängt.
Für den Ortsnamen Grube gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten*: „grob“ aus dem slawischen für »Hain- oder Weißbuche« oder „grova“ aus dem alt-slawischen »durch Gräben oder Wall geschützte Siedlung«. Wahrscheinlicher dürfte aber die erste Deutung der Namensgebung am nächsten kommen, da der Ort schon in frühester Zeit eine Buche in seinem Stadtsiegel (s. Stadtsiegel) führt.
Ohne Zweifel ist Grube jedoch ein von den Slawen gegründeter Ort der eine, der Lebensart der Slawen entsprechend »sie bevorzugten Wälder, Seen und Wasserläufe«, ideale Lage aufwies.
In mehreren Urkunden* der Jahre 1222/23, 1225 »zu diesem Zeitpunkt (bis 1227) steht Ostholstein unter der Herrschaft des vom dänischen König Waldemar II eingesetzten Grafen Albert von Orlamünde und Holstein«, 1229, 1232, 1238, 1249, 1305, 1322, 1352 und 1390 werden Ort und Burg erstmalig im Zusammenhang erwähnt und in einer Urkunde* vom 27. Juni 1323 wird Grube bereits als »Oppido Grobe« (kleinere Stadt-/Ort) bezeichnet.
Vermutlich war Grube auch während dieser Zeit (1323-1520) mit dem »Lübischen Recht«* versehen. Ein weiterer Hinweis, dass Grube in frühester Zeit ein bedeutender Ort und sogar zeitweise Residenz der Schauenburger Grafen war und somit im Mittelpunkt des Landes stand, ist aus der

»Chronica der Lande zu Holsten / Stormarn / Ditmarschen und Wagern / Zeitbuch / Wer die Lande Regiert / Was sich darinne zugetragen für Christi Geburt / biß in das M. D. XXXI. Jar. Von Glauben / Sitten / Gewonheiten / Kriegen vnd veränderungen des Regiments. Wer die Bischthumb gestifft / auch die Namen der Bischoff zu Hamburg / Aldenborch vnd Lübeck. Von Ankunfft / Zunemung vnd Befreyung der Stedt Hamburg vnd Lübeck. Wie das Hertzogthumb Schleßwick an die Graffen zu Holsten gekommen / Was die anstossende Nachbarn für Krieg darinne geübt / Auffs einfaltigst vnd kürtzest beschrieben durch Herrn Johann Petersen*. Gedruckt zu Frankfurt am Mayn / bey Peter Braunbach / Nach der Geburt unsers Herrn Jesuhristi / M. D. LVII«.

zu entnehmen (so genannte „Holsten-Chronik“).

Die Chronik, die Petersen im Jahre 1557 in Niederdeutsch schrieb, ist als Urschrift verloren gegangen. Sie ist in vier Bücher aufgeteilt. In »Das Erste Theil« seiner Beschreibung »Von dem Wagerlande« lesen wir:

Wagria das ander theil im Lande zu Holsten / vnd ist die Landschaft darinnen Lütckenborch (Lütjenburg) / vnd Hilligenhauen (Heiligenhafen) / Aldenburg (Oldenburg)/ Grobe (Grube) / Grobenitze (Grömitz) / Nyestadt (Neustadt) / Lübeck /Oldeslo (Oldesloe) / Zegeberge (Segeberg) und Plöne (Plön) / es endet sich an der Swale vnd Schwentin / wie vor auch vermeldet / In diesem Land haben alle zeit Wenden gewohnet / von Tuisconis* zeiten / biß Graff Adolphus der ander die Wenden auß diesem Lande vertrieben. Zu diesem Ort ist eingeleibet das Inselin Fehmeren / zwo meil lang und eine breit / diese Inseln wird auch Cimbria genant.
Wagerlandt ist gantz fruchtbar von Korn / deß wechst in etlichen Jaren als viel darinnen / das sie anderen Ländern etlich tausend Last vekaufen können / darzu ist es Fischreich / hat auch viel Wiltpret / als Hirschen / wilde Schwein / Rehe / Hasen vnd Füchs / In dem gesaltzen Wasser (das ist die Ostsee) wird viel Herings gefangen / besondern in der Fasten / dann die See laufft am Lande herumb im Auffgang der Sonnen /Zu zeiten kann man ein gantze Tonne von Herings frisch aus der See kommende für zwo Schilling Lübecks kauffen / auch fahet17 man daselbst viel Dorsches / bütte / All und andere Fische. Im Wagerlande haben die Wenden vor Zeiten einen Abgott / Prono / in einem Holtz gelegen bey der Stadt Aldenborch... Die Wenden im Wagerlande seind starke Männer / vnd wol geübte Kriegsleut gewesen / auch Wohlthetig / Gastfrey / den Frembdlingen vnd reisenden Leuten / mit besonderem Lust vnd frewden beherberget / vnd grosse Wohlthat erzeiget / Die einen Frembdling nicht behausete / vnd so ers den anden offenbarte / ward ihnen ihr Hauß und Wohnung zu Aschen verbrandt. Ihren vermögenden Eltern erzeigten sie grosse Ehr / vnd hatten sie lieb vnd werdt. Wann sie in Krieg wider ihre feinde auszogen / haben sie verhin ihr Korn gedroschen / vnd mit den Spreivern vnter das Erdreich vergraben / Ihr Hausgeret in heimliche vorborgene örtere / als in Gruben oder grosse Welde versteckt. Ihre Begrebnis ist den Holsten...

Durch einen »Tausch-Kauf-Vertrag« im Jahre 1460 mit Detlef von Buchwald gelangte der Wald Gruberhagen, das Dorf und der Hof Dahme, das Dorf Thomsdorf, das Dorf Siggeneben, der Gruber See mit dem Fischfang und der Fähre sowie das Kirchdorf Grube mit der Windmühle, in den Besitz des Kloster Cismar. Für diese Besitzungen tauschte das Kloster seine flächenmäßig weit aus größeren »Bungsbergbesitzungen« sowie das Patronatsrecht über die Schönwalder Kirche unter Hinzuzahlen von 4600 Mark lübisch*.
Durch diesen Erwerb hatte das Kloster seinen Besitz nach Norden bis zum Oldenburger Graben ausgedehnt. Das Patronat über die Gruber Kirche verblieb aber bei dem Landesherren.
Nach der Kirchenordnung für Schleswig-Holstein vom Jahre 1542 wurde das Kloster 1544 in ein herzogliches Amt umgewandelt. Die Klostergemeinschaft aber blieb weiterhin bestehen. Ihre Aufhebung muss zu Beginn des Jahres 1561 erfolgt sein.
Urkunden aus den Jahren 1479, 1481, 1495 und 1500 aus denen hervorgeht, dass noch »borgehermestere unde radmanne tho Grube« (Bürgermeister und Ratsmänner) die Geschicke des Ortes lenken, sind erhalten geblieben.*

(Wiedereinkauf ins Recht bei Rechtsunerfahrenheit)
»Dove Klage.1495 März 13
De Ersame Radt to Lubeke hebben tusschen Clawes Bonen anclegere an de eynen unde Balthazar Boysenbordi vulmechtigen procurator Jacob Boysenborges to Grobe wonende ant-wordesman an de anderen syden, van wegen eyns geschulden ordels van deme Rade to Grobe ergemelt uthgegangen, dat de erbenomede dawes darsulvest to Grobe ene dove clage gedan scholde hebben unde sick im rechte vorsumet etc., na clage… afseggen laten vor recht: Wil de gedachte Clawes Bone syn recht dar to don he des rechtes unvorfahren sy gewesen unde also im rechte vorsnellet sy geworden, so mach he mit veer Schilli gen wedderumme by syn recht kamen, id ga dar derme forder umme alse recht is. Schreven van bevele des Rades. Actum ut supra (13. Marcii). NStB 1495 Invocavit«.

Unterschlagung, Herausgabe- oder Schadenersatzklage, Haftung
»1500 Mai 8
De Ersame Rath to Lübeck hebben tusschen Ghercke Gerdes tom Vorwerck wonende anclegere an de eynen unde Hennen Moire vagede to Grobe antwerdesmanne an de anderen syden, eyns ordels halven uth desser Stadt neddersten rechte vor den erscrevenen Raed gesculden, van wegen etliker gudere deme erbenomeden anclegere durch syne maget entferdiget unde to Grobe gebracht etc., na clage . . ., na vorhoringe eynes vorsegelden breves van deme gedachten Hermen Molre vorgebracht, affseggen laten: Na deme de erbenomede Hermen Molre antwerdesman mit deme erberorden vorsegelden breve bewiset unde ingebracht, dat he der vorberorden entfremden gudere mit alle nichtes beholden noch genaten hefft, so en derff he dar to ock nicht antwerden, unde de ancleger mach zeligen Benedictus Pogevisschen, de sodane gudere entfangen hefft, erven darumme anlangen. Screven van bevele des Rades. [Actum veneris 8. Maij.] 1500 Quasimodogeniti«.

Auch ein altes silbernes Stadtsiegel der Gruber Ratsmänner aus dem 15. Jahrhundert ist Grube erhalten geblieben.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert, in einer herzoglichen Urkunde* aus dem Jahre 1520 wird Grube jetzt als „dorpen“ bezeichnet, geht die Bedeutung des Ortes zurück und im 18. Jahrhundert hat Grube nur noch die Eigenschaft eines Fleckens.

In seiner »Staatsbeschreibung der Herzogthümer Holstein und Schleswig« aus dem Jahre 1752 schreibt Friedrich Büsching über das Amt Cismar und Grube:

»Das herzogliche Amt Cismar, welches auf 69 ½ Pflüge stehet, ist vormals ein Kloster gewesen, welches Graf Adolp IV. von Holstein im Jahre 1237 gestiftet, als auf dessen Verfügung die unordentlich und ärgerlich lebenden Benedictiner Mönche des Klosters St. Johannes in Lübeck, sich hierher begeben mußten; dagegen in das lübeckische Kloster Cistercienser Nonnen gesetzt wurden. Es wird das Amt nebst Oldenburg von einem fürstlichen Amtmann verwaltet, und enthält: 1. Den Flecken und das Kirchspiel Grube, dazu der Hof Cismar, und das Ritterguth Rosenhof, welches nebst Manhagen 15 Pflüge stark ist«.

Im Jahr 1800 sind in Grube an Berufsgruppen vorhanden: (Bei doppelten Berufsangaben ist der zweite Beruf in der Auflistung mit eingerechnet).
1 Bäcker, 1 Chirurg, 1 Dachdecker, 1 Drechsler und Stellmacher, 1 Erbmühlenpächter, 1 Fährmann, 1 Glaser, 1 Grobschmied, 1 Hebamme, 3 Höker, 1 Hutmacher, 1 Kleinschmied, 4 Krugwirte, 1 Malzer, 4 Maurermann, 1 Musikant, 1 Nachtwächter, 1 Schlachter, 7 Schneider, 12 Schuster, 1 Seefahrer, 2 Tischler, 10 Weber, 2 Weißgerber, 2 Zimmermänner.

In seiner »Ökonomischen Beschreibung des Amtes Cismar« von 1811 schreibt der Gruber Hausvogt Friedrich Arendt Nissen:*
»(...) 3) Im Flecken Grube sind, außer den beiden Predigerhäusern, der Hausvogtei, den beiden Predigerwittwenhäusern, der Organistenwohnung und dem Müllerhause, 4 Hufen*, 17 Großkätnerstellen*, 16 Kleinkätnerstellen und 26 Böderstellen.
Auf dem Gruber Fleckensfelde ist kein Torfmoor und keine Hölzung, einzelne Bäume, welche den Einwohnern vormals pro Taxato überlassen worden, ausgenommen. Einige Eingesessene haben sich von dem Dahmer Torfmoore Parzelen erhandelt, wovon sie jährlich einige Tausend Soden Torf stechen; und vier derselben haben auf den käuflich erstandenen Dahmer Parzelenländereien, eine kleine Holz- und Buschkoppel mit erhalten, welche nahe an den Königlichen Gehegen liegen.
Die Hufner haben ihr Ackerland in 10 Koppeln oder Schläge eingetheilt. Der Boden ist mit dem auf Cismarschen Felde größtentheils von einerlei Beschaffenheit; jedoch wegen seiner niedrigen Lage etwas kalt und naß; auch ist das vormalige Holzland, welches aus einer großen Hölzung im Gruberhagen gewonnen worden, vielleicht daher, weil es noch nicht gehörig kultivirt ist, nicht so ergiebig, als das ältere Ackerland. Die Wiesen sind im Herbst und Frühling mit salzem Wasser aus der Ostsee und dem Grubersee bedeckt. Was die Bearbeitung und Bedüngung des Landes anbetrifft so ist selbige Art, wie solche auf dem Cismarschen Feld betrieben wird, nicht sehr verschieden. Ein Hufner hält auf ungefähr 66 Tonnen Landes, 8 Milchkühe, 5 bis 6 Stück Jungvieh, oder Starken und Kälber, und 7 bis 8 Pferde.
Bei Grube befindet sich eine Fähre für Fußgänger über den Grubersee nach Oldenburg, Heiligenhafen, Fehmarn. Es wäre zu wünschen, daß neben der Fähre für Fußgänger noch eine für Gespann angelegt werden möchte: zumal da ein Theil des Kirchspiels Grube jenseits des Grubersees gelegen ist.
Im Jahre 1808 ist außerhalb von Grube ein neuer Kirchhof 240 Q. R. groß angelegt und mit einer Steinmauer umgeben. Dieser Kirchhof ist in 762 regulaire Quadrate eingetheilt, jedes zu 2 Leichen.
In Grube haben wiederholt langwierige und hartnäckige Fieberkrankheiten geherrscht welche man dem stillstehenden, sumpfigen Wasser, das Grube umgiebt, hat zuschreiben wollen. Seit der Zeit aber, da wir hier einen belehrten Arzt gehabt haben, der durch zweckmäßige Mittel der Krankheit im ersten Entstehen zu begegnen verstand, haben sie nicht um sich greifen können. In Grube mit Gruberdieken sind 72 Wohnstellen und 574 Personen...
...Die Einrichtung der Gebäude ist von vielen andern holsteinischen Landgebäuden verschieden. Man findet hier seltener, daß der Rauch durch die große Hausthüre seinen Ausgang suchen muß. Die mehrsten Wohnungen haben einen Schornstein, und neben der Wohnstube eine mit Mauern, Thüren und Fenstern versehene Küche und Speisekammer. Die Einfahrt ins Haus geht durch die große Thüre längs der Diele, worauf auch gedroschen wird. An den Seiten dieser Diele sind Viehställe, besonders für Kühe; eine sehr lobenswerthe Einrichtung. Fast jeder Bauer hat eine separat stehende Scheune, worin die Pferde, wie auch vorzüglich Jungvieh und Schaafe, aufgestallet sind. Bei dem zugenommenen Kornbau in den letzten Jahren sind diese Scheunen fast über das ganze Amt erneuert und größer gebauet worden. (...)

(...) Jahrmärkte..
Im Amte werden vier Jahrmärkte gehalten; in Grube, am Montag vor Pfingsten, und am Montage nach dem 3ten Advent; in Grömitz den Tag nach Mariä Heimsuchung und am Sonnabend vor Palmarurn. Jeder Handelnde bezahlt 1 bis 2 ßl. Stättegeld, welches durch den Amtsvogt eingesammelt und dem Neumünsterschen Zuchthaus berechnet wird. Der Handel ist hier unbedeutend und wird vorzüglich von einigen Juden, die mit Buden ausstehen, von fremden Schustern und von Bäckern getrieben...

Als königliche Beamte und öffentlich besoldete Personen des Amtes Cismar mit Sitz in Grube führt Nissen auf:

1 Hausvogt, 1 Polizeiwärter, 1 Nachtwächter, 1 Bauervogt*, 2 Hebammen, 2 Prediger, 1 Organist, der auch gleichzeitig Kirchspielschulhalter ist, und 1 Lehrer*.

An Gebäuden und Personen sind in Grube vorhanden:
2 Predigerhäuser, 1 Hausvogtei, 2 Predigerwitwenhäuser, 1 Pastorat, 1 Organistenwohnung, 1 Müllerhaus, 4 Hufenstellen, 17 Goßkätnerstellen, 16. Kleinkätnerstellen und 16 Bödnerstellen.
Insgesamt, einschließlich Gruberdieken, 72 Wohnstellen und 574 Personen.
soweit Nissen

Im Jahre 1835 sind in Grube und Gruberhagen, teils mit- und ohne Konzession tätig:
4 Bäcker, 1 Schlachter, 4 Schuster, 2 Tischler, 1 Zimmerer, 1Radmacher, 2 Maurer, 2 Schmiede, 1 Sattler, 4 Brauer und Krüger, 3 Höker und 1 Branntweinbrenner«.

In einer Ausarbeitung* (unbekannter Verfasser) über die Kommunalverfassung des Amtes Cismar für das Jahr 1864 ist zu lesen:
»Im Amt Cismar gibt es jetzt keine Amtsbevollmächtigte. In jedem Dorf befindet sich ein Bauernvogt und ist die Vogtei, mit Ausnahme von Grube und Rathjensdorf mit einer und derselben Stelle verbunden. Die Bauernvögte besorgen mit Ausnahme der Dörfer Grömitz und Grube die Kommunalangelegenheiten und zwar bei wichtigen Angelegenheiten nach Beratung mit der Dorfschaft, welche sie dann in den meisten Dörfern mit einem eigenen großen Horn zusammenblasen. Die einzige Vergütung der Bauernvögte besteht in der Befreiung von Spanndiensten. In den Dörfern Grömitz und Grube findet sich dagegen eine ausgebildetere Verfassung.

In Grömitz …

In Grube mit 724 Einwohnern sollen 8 Gemeindevorsteher sein, nämlich 2 Hufner, 2 Großkätner, 2 Kleinkätner, 2 Bödner; sie werden Achtmänner genannt, haben sich bisher beim Abgang einen von ihnen nach eigener Wahl ergänzt und sind auf Lebenszeit solange sie Stellbesitzer bleiben, im Amt gewesen, bestellen einen oder zwei unter sich zu speziellen Rechnungsführern, die dafür 1 Reichsthaler Vergütung erhalten, ohne indessen der Dorfschaft Rechnung abzulegen«.

Der frühere Ortskern , Bei der Kirche/ Wenddorf/ Hauptstraße , wurde weitestgehend durch Neu-, und Umbauten verändert. Nicht zuletzt haben hierfür aber auch die großen Brände und die Jahrhundertsturmfluten gesorgt:

►1693*    äscherte eine Feuersbrunst 17 Gebäude -vorwiegend Wohnhäuser- ein.
►1694*,  12. Januar, richtete eine besonders „große hohe waßerfluth“ weiteren hohen Schaden an. Der Überlieferung nach büßte der Fuhrmann Jacob                   Buhrmeister sein Wohnhaus von sieben Fach, eine große Scheune und sein gesamtes Vieh ein. Vielen Kleinkätnern wurde das Ackerland verdorben. In                   »Oldenburgensien« heißt es: »Das Wasser ist so hoch gestiegen, als die Schlengel auf der Dolgenbrücke und hat bei unserer Vogelstange gestanden,                    auch bis unser Dolgenthor. Es hat dieses Wasser vielen Schaden gethan und sind auf Gaartz und Rosenhof und dessen Gütern an die 1000 Kühe                    ertrunken.
►1808*;   brannten infolge Blitzschlags fünf Häuser nieder.
►1817*    vernichtete eine Feuersbrunst 34 Wohnhäuser, 12 Altenteile, 17 Scheunen, 14 Ställe, 1 Kuhhaus, 1 Backhaus, 1 Schmiede und das Gruber Armenhaus.                  Es entstand ein Gesamtversicherungsschaden von 41.063 „Reichsbankthaler“ und 70 Familien wurden obdachlos. Auch sind, wie aus den Schreiben der                 »Gruber Interessenschaft« der »Mobilien-Brand und Schützengilde« vom 16. September, 24. November und 30. Dezember 1818 an den Amtmann des                 Amtes Cismar hervorgeht, bei diesem verheerenden Brande die urkundlichen Belege, die die heutige »Alte Gruber Bürgergilde von 1275« als eine der                 ältesten in S-H ausgewiesen haben sollen, in dem Hause des damaligen Gildevorstehers Daniel Hyronimus Fick verbrannt. In allen drei Schreiben bittet                 die Gruber Gilde um Hilfestellung bei der Wiederbeschaffung eines entsprechenden Dokumentes über das Gründungsjahr und einer Bezuschussung zur                 Linderung der Brandfolgen. Die Gilde selbst hatte an insgesamt 28 Mitglieder Beträge von 6 und 10 Reichsbankthalern und somit einen Gesamtbetrag                 von 436 Reichsbankthalern zu zahlen.

Weitere Einnahmen zur Linderung der herrschenden Not ergab ein kleines Büchlein in den Ausmaßen 9 x 13,5 cm und 48 Seiten mit dem Titel:

                »Der mitbürgerlichen Theilnahme, bey Einäscherung des Fleckens Grube im Holsteinischen, geweiht 1817«

desssen Verfasser nicht bekannt ist. Das Büchlein im Kartonumschlag* wurde in der »Königlich privilegierten Serringhausenischen Buchdruckerey zu Schleswig« aufgelegt und es ist zu vermuten, dass es sich bei dem Verfasser um den damaligen Gruber Pastoren Johann Anton Burchardi* handeln könnte.

Im Vorwort heißt es:

»Dies kleine Sträuschen, das wir Euch gewunden, Wozu sich im Herzen die Blumen gefunden, Verduftet, verwelket; doch - so nicht verweht, Was dankbare Liebe von Gott Euch erfleht!« Und dann in dem Abschnitt „Der Brand“ ist auf den ersten vier Seiten zu lesen:
»Mit seinem zehnjährigen Enkel stand der alte Bertram vor seiner Hüttenthür, und in weiter Ferne erblickten sie am Himmel den röthlichen Widerschein eines großen Feuers, ja von Zeit zu Zeit sogar hochaufloderende Flammen. Möge Gott gnädig seyn den Armen in ihrer Angst, und sich annehmen des hülflosen und schwachen Alters, der Greise und Säuglinge, in solch großer Noth! sprach der ehrwürdige Alte. Von welcher Noth redest du, Grosvater, fragte der Knabe, und von welchen Greisen und Säuglingen? Von jenen Armen, mein Kind, deren ganze Haabe dort ein Raub der Flammen der verheerenden Flamme wird. Wie würde uns wohl zu Muth seyn, wenn es Gott gefiele uns also zu prüfenDa gingen sie in ihr Kämmerlein, und flehten inbrünstig für die ihnen noch unbekannten so hart heimgesuchten Mitbürger. Als sie nachmals erfuhren, daß es der Flecken Grube, Amts Cismar, sey, welchen die Flamme verwüstet hatte, brachten sie willig dar ihr Scherflein zur Mithülfe , obgleich sie nicht viel zu geben vermogten«…

Auf den weiteren Seiten folgen tröstende Gedichte, die sich jedoch nicht mehr auf den Ort und den Brand beziehen. Über den Erlös aus diesem Büchlein liegen keine Erkenntnisse vor.

1833*   brannten laut Gilderechnungsbuch im Wentdorfe die Häuser des Marx Rahl und? Schmidt nieder.
1834    brannten laut Gilderechnungsbuch im Wentdorfe die Häuser des Christian Rubien und Johann Hinrich Schuldt nieder.
1856*  soll ebenfalls eine Feuersbrunst einen Großteil der Gruber Häuser in Schutt und Asche gelegt haben. Einzelheiten werden jedoch nicht genannt und sind,             bis auf den Hinweis,in weiteren hier bekannten Chroniken auch nicht zu finden.
1880,  am 29. September, vernichtete eine erneute Feuersbrunst einen Großteil der am Kirch-, Dorf- und Pumpenplatz stehenden Häuser, Stallungen und die             Schule. Insgesamt fielen somit, vermutlich durch Brandstiftung, in den Monaten September / Oktober / November des Jahres 1880 den Flammen zum             Opfer: Das Schulhaus, acht mit Erntevorräten gefüllte Scheunen, sechs vorwiegend mit Reet gedeckte Wohnhäuser, ein Stall, ein Tanzsaal und 2             Korndiemen. Zwei Kühe und zwei Schweine kamen ebenfalls in den Flammen um.

Anfang des Jahres 1881 wurde mit dem Aufbau der niedergebrannten Häuser begonnen. (…)

Anmerkung:
1.   Über den Ausgang, ob Brandstiftung oder nicht, gibt der Jahrgang 1881 und auch spätere Jahrgänge keine weiteren Hinweise.
2.   Auch schon vor dem Jahre 1880 wird die Existenz einer »Pflichtfeuerwehr« in Grube, wie wir früheren Jahrgängen der »Wagrisch-Fehmarnsche Blätter«        entnehmen können, erwähnt.

Sechs Jahre nach dem großen Brand von 1880 gründete sich am 6. Oktober 1886 »die Freiwillige Feuerwehr zu Grube«.

1899*  brannten durch Funkenflug im Bereich der Straße Wenddorf sechs Wohnhäuser, eine Scheune und vier Ställe bis auf die Grundmauern nieder. Die nun             »Freiwillige Feuerwehr Grube« wurde bis an die Grenzen ihrer personellen- und materiellen Leistungen gefordert und nur durch ein umsichtiges und              schnelles Eingreifen konnten die

1872*, am 13. November, zwischen 8 und 9 Uhr,
setzte die große Jahrhundertsturmflut einen großen Teil des Ortes und mehrere Häuser unter Wasser. Sie richtete im ganzen Ort hohen Personen- und Sachschaden an. 61 Familien mit 216 Personen wurden obdachlos. 9 Wohnhäuser wurden gänzlich zerstört; eine Scheune und 69 weitere Gebäude schwer und weitere leichter beschädigt. 73 Stück Vieh (Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen) kamen in den Fluten um. Der Gesamtschaden an Gebäuden, Mobiliar und Vorräten wurde auf 18.000–19.000 Taler geschätzt. Nach einer Schätzung wurden 600-700 Tonnen Land von dem Wasser überspült. Das Wasser überspülte den alten Kirchhof der wenigstens neun bis zehn Fuß41 über dem Meeresniveau lag und zerstörte die Ziehfähre des Fischers, Gastwirts und Fährmanns Trepkau, so dass die Verbindung zum Oldenburger Land unterbrochen war. Der einzige Trinkwasser führende Brunnen, der nicht durch das Seewasser in Mitleidenschaft gezogen war, war der des Pastorates. Beim Dorfteich wurde das ganze Pflaster weggerissen, das eiserne Geländer umgerissen und verbogen. Die Chaussee Grube-Cismar wurde ebenfalls erheblich beschädigt, insbesondere bei der Bollbrücke, wo die Straße vollkommen aufgerissen wurde.
In dem 1873 in Glückstadt erschienenen Buch, „Die Sturmfluth“ →eine Zusammenstellung aus den bei dem Schleswig-Holsteinischen Central-Comite für die Nothleidenden eingegangenen Berichten← lesen wir, noch ganz unter dem Eindruck des schlimmen Ereignis stehend:

(...) »Der reichlich 2000 Tonnen große Gruber See glich, nachdem die Fluth die Deiche durchbrochen, welche ihn von der Ostsee trennten, dem wildbewegten Meere, auf welchem Trümmer zerstörter Häuser, Mobilien, Heu- und Korndiemen umherschwammen«.

Und weiter heißt es:

»Grube, ein Kirchdorf mit 700 Einwohnern, liegt an der Südseite des Sees, ¾ Stunden westlich vom Ostseestrande (Dahme) entfernt. Das Dorf ist langgestreckt gebaut. Eine Hauptstraße führt von Süden nach Norden und biegt oben im Orte vom Spritzenhause an, dem Markte, den Pastoraten und der Kirche zu westwärts um. Beim Spritzenhause entsendet sie noch eine Straße nach Osten, den Wentorf, so wie gleich unten im Süden und Westen eine ungepflasterte auf den Weg nach Thomsdorf. Von dem breiteren Markte geht's nach Norden in die Specken, auf welchem Wege man durch Wiesen zur Mühle und Fähre gelangt. Der Eingang im Süden liegt hoch, so wie auch der obere Wentorf und ein Theil des Marktes, incl. der Pastorate, der Kirche und des Kirchhofs, aber der größere Theil des Dorfes liegt mehr oder weniger niedrig. Während nun der hohe Rücken des Wentorf nach Norden plötzlich abfällt, setzt er sich nach Süden, parallel der Hauptstraße und östlich von derselben langgestreckt fort und trennt dieselbe von der Singelwiese. Das Dorf ist auf drei Seiten von Wiesen umgeben und erreicht nur der Theil in der Nähe der Kirche fast das Seeufer. War man auch in früheren Jahren an einer Überfluthung der Wiesen gewöhnt, so glaubte man sich doch nun durch die Errichtung eines Sanddeiches bei Dahme von derselben geschützt. Am 12. November schon tobte ein heftiger Nordost, dessen Stärke am 13. noch mehr zugenommen hatte und der am Morgen dieses Tages mit leichten Schneetreiben verbunden war. Die Heftigkeit des Sturmes ließ das Schlimmste befürchten, und Mancher dachte in banger Sorge daran, wie der zweifelhafte Staudamm sich bewähren würde. Einzelnen schauten beim Morgengrauen nach, ob sich auch schon mehr Wasser in den Gräben zeige; doch Nichts verkündete, daß bereits das Schrecklichste geschehen war, der Deichbruch in Dahme sich vollzogen und dort schon Alles in Angst und Schrecken gesetzt hatte. In Grube ging jeder an die gewohnte Arbeit. Zwischen 8 und 9 Uhr Morgens gelangte denn zugleich mit dem Wasser, das anfangs von Einigen für Nebel gehalten wurde, die Kunde vom Durchbruch hier an, welche sich aber nur langsam verbreitete, so daß viele Einwohner erst durch die aus der Schule entlassenen Kinder (der Elementarklasse Uhr 9, der Oberklasse Uhr ¾ 10) davon hörten und nicht Wenige erst drum gewahr wurden, als sie schon rundum mit Wasser umgeben waren und dieses bereits in die Häuser eindrang. Und so wenig war man von der Bedeutung und den Folgen dieses Ereignisses unterrichtet oder unterschätzte auch beiden, daß, als es hieß „das Wasser kommt“, ein Mann noch erst Korn vom Boden warf, um noch schnell eine Lage Waizen abzudreschen. Den ersten Aufprall hatte der östliche Theil des Wentorfs abzuhalten, so wie eine nach den Specken zu gelegene Scheune. Dort wurde so viel wie möglich in Sicherheit gebracht, erst das Vieh, dann einige Koffer u. s. w., doch so mächtig war der Wogenandrang und so schnell stieg das Wasser, daß weitere Rettungs- und Bergeversuche unmöglich waren. Man mußte davon abstehen und es ruhig ansehen, wie das wüthende Element Mobilien und Hausrath entführte. Eine Wand nach der anderen wurde ausgewaschen; bald standen die Häuser nur auf Stenderwerk. Eine neuerbaute mit Kornvorräthen gefüllte Scheune sank bald zusammen und die Wellen führten Stroh, Korn, Balken mit sich fort. Auch die Scheune in den Specken erlag bald der Brandung und dem Sturm und stürzte zusammen. Dies hatte wiederum zur Folge, daß einer zweiten, der sie Schutz gewährt hatte, der Dachstuhl halb weggerissen wurde. Unaufhaltsam drängte die Wassermasse fort und eine immer größere schien zu folgen; sie wälzte sich über die Singelwiese und über die Specken und gewährte den Anblick einer tobenden See. Mancher, der den ersten Unglücklichen Beistand geleistet, fand bei der Rückkehr seine eigene Wohnung schon bedroht und sah ich vergebens nach Hülfe um, denn Jeder hatte jetzt genug um das Seine zu sorgen. Von der Singelwiese suchte das Wasser Durchgang und überfluthete die untere Straße, wo der Strom so reißend ward, daß bald eine vom Holzlesen zurückgekehrte Frau entführt wäre, hätte sie nicht kräftigen Beistand erhalten. Einzelne Schulkinder, ¾ 10 entlassen, wurden noch durchgetragen, viele mußte umkehren und ihren Aufenthalt in der Schule nehmen. Es war überhaupt bald jede Flucht aus dem Orte hinaus abgeschnitten, weil die Höhe des Wassers und die Stärke der Strömung kein Durchkommen, weder zu Wagen noch zu Pferde, mehr gestattete. Wurden doch selbst aus den dortigen Gärten Bäume weggeführt und durch einen derselben ein großes eisernes Geländer mit den unten daran befindlichen großen Steinen umgeworfen. Zur gleichen Zeit (10 Uhr Morgens) trat das Wasser auch von oben her in den Ort und ein Strom, anfangs nur schwach, aber fortwährend anschwellend, wälzte sich die Straße hinab, die verschiedenartigsten Gegenstände mit sich führend, welche meistens dem Lager des ersten Kaufmanns in Grube angehörten... Es war lange keine Möglichkeit, diese Unglücklichen ihrer schrecklichen Lage zu entreißen; erst am Morgen des 14. November (6 U.) gelang es. Zwar hatte man mittelst eines Troges die Rettung versucht, doch derselbe erwies sich zu solch einem Werke unbrauchbar. Neuen Muth gab die Entdeckung eines Kahns, der auf der Koppel hinter dem neuen Kirchhof angetrieben war (auf dem unteren Theil des neuen Kirchhofs stand ebenfalls Wasser, an der Ringmauer lagen viele Bäume entwurzelt). Das Fahrzeug wurde herbeigeschafft und die Rettung gelang. Die Erstarrten vermochten sich kaum wieder zu erwärmen und zu fassen, die lange Zeit der Angst hatte in ihnen ein Bild und Gefühl des Schreckens hervorgerufen, das ihnen immer und immer wieder vor der Seele schwebte… Von der Mühle erhielt man erst am anderen Tage (14. Nov.) Nachricht, nur zu Boot war dahin zu gelangen, und noch lange blieb die Communication zu Wagen unterbrochen, weil die Strömung den Steindamm über die Specken vielfach durchrissen hat. Die Bewohner daselbst waren in drei Theile auseinander gekommen, ein Theil war im Wohnhause, der zweite in der Scheune, der dritte auf der ziemlich entfernten Windmühle. Die Letzteren, die Müller, mußten 24 Stunden ohne Nahrung zubringen. Vom Mühlenberge aus muß man die ganze Ausdehnung der Fluth am Gruber See so recht haben übersehen können, von Dahmerfeld und Gruberdieken bis Rosenhof und weit auf den jenseitigen Fährcamp nur eine hohe Wasserfläche, und da ostwärts kein Hindernis die Aussicht unterbrach, muß es geschienen, man habe es nicht mehr mit einem Binnensee, sondern mit einem Meerbusen zu thun, welches Bild noch entsprechender wurde, als man Schiffen pfeilschnell durch vor Dahme vorübersegeln sehen konnte. Im See schwammen große Heudiemen und Rethhollen vorüber… Lassen wir zum Schluß noch einige Zahlen über die Größe und Ausdehnung der Verheerung reden. Amtliche Listen zeigten, daß 61 Familien mit 216 Personen obdachlos geworden waren, die theils im Arbeitshause, theils in den Schulen, theils bei Privaten Aufenthalt fanden. Nur 20 Wohnhäuser sind vom Wasser frei geblieben, die übrigen mehr oder minder davon betroffen. Nach der amtlichen Liste waren an Gebäuden 9 total vernichtet, 69 schwer und eine nicht geringe Anzahl leichter beschädigt. 73 Stück Vieh (Hornvieh, Schweine, Schafe, Ziegen) fanden ihren Tod in den Wellen. Der Gesamtschaden an Gebäuden, Mobilien und Vorräthen ist auf 18 – 19.000 Thlr. geschätzt, obwohl derselbe durch Niederweichen der Wände, Auseinanderfallen der Möbeln etc. sich nachträglich noch bedeutend höher herausstellt. Dazu kommen noch die Schäden an den Ländereien. Nach ungefährer Schätzung standen 6 – 7000 Tonnen Land unter Wasser; die Wasserhöhe betrug an sehr vielen Stellen 10 Fuß und darüber. Theilweise ist die gute Ackererde total abgeschwemmt und muthmaßlich der Ertrag auf lange Zeit hinaus zerstört; theilweise ist das lange Stehen des Salzwassers auf Äckern und Wiesen von so großem Nachtheil, daß erträgliche Ernten davon vielleicht in mehreren Jahren nicht zu erwartet sein werden«.
(...)

1.7.1
Die Gruber St. Jürgen Kirche von 1232

Die Besiedelung des Raumes machte zur Betreuung der Siedler eine Kirche und zu einem späteren Zeitpunkt auch eine »Kirchspielorganisation« notwendig. Nur so konnte man den in das Land geholten Kolonisten eine neue Heimat und auch noch nach dem Tode eine Heimaterde geben. Es ist davon auszugehen, dass die Gruber Kirche schon in der „Dänenzeit“, vermutlich unter Waldemar dem II, gebaut wurde. Die erste Nachricht, die auf die Existenz eines Gruber Gotteshauses hinweist, stammt aus einer Urkunde* vom 8. September 1232. In dieser Urkunde bestätigt Johann, Bischof von Lübeck, das Kloster Preetz (Original mit Siegel im Preetzer Klosterarchiv). Als Zeuge ist hier, neben anderen Geistlichen (Sacerdotes plebani) der Region, auch ein »Johannes de grobe« genannt.
Die Kirche, die von Anfang an unter landesherrlichem Patronat stand und blieb, wurde als eine „Kasten-Saal-Kirche“ ohne abgesetzten Chor gebaut. Sie wurde nach dem Heiligen „St. Georg“ (niederdeutsch = St.- Jörg, hochdeutsch = St. Jürgen) benannt. St. Georg war zur damaligen Zeit ein beliebter Heiliger der Burgkirchen und Schutzpatron der Bauern und Soldaten, der beherzt das Böse und damit symbolisch den Teufel bekämpfte. Auch für die Kranken und Aussätzigen war er Schutzheiliger, wie man es heute noch an anderen Orten, in Neustadt und Burg a. F., feststellen kann.
Ein altes mit dem Bild des Drachentöters St. Georg aufweisendes Kirchensiegel, vermutlich Ende 14.-/ Anfang 15. Jahrhundert gearbeitet, liegt heute im Gruber Museum. Nicht auszuschließen ist auch, dass Burg und Kirche fast zeitgleich entstanden.
In einer weiteren Urkunde vom 25. Januar 1262, bezeugt Johannes de Grobe zusammen mit „Johann de hilgenhaue“ (Heiligenhafen) und „Thiederiko de Bosoue“ (Bosau) den Verkauf des Dorfes „Ripegkesdorpe“ (Riepsdorf) an den Bischof Johannes von Lübeck durch die Gebrüder Johannes und Hanso von Qualle. In dieser Urkunde wird Johannes de grobe als „plebanus“ (Leutepriester) bezeichnet, d. h. er war zu der damaligen Zeit Priester und übte in Abwesenheit des Pastors die Seelsorge aus.
Das Kirchspiel Grube sonderte sich schon sehr früh (vermutlich im ersten Drittel des 13. Jahrhundert) als erstes von der Mutterkirche in Oldenburg ab und behielt auch nach dem Tausch im Jahre 1460 zwischen Detlef v. Buchwald und dem Kloster Cismar das landesherrliche Patronatsrecht, wie die Herrenloge von 1657 in der Kirche noch zeigt.
Die St. Jürgen Kirche liegt auf einem runden, von einer Feldsteinmauer eingefassten, Kirchhof, der bis zur Einrichtung eines Begräbnisplatzes am 03. April 1809 in der heutigen Hauptstraße/Dahmer Weg, auch Friedhof war. Sie bildet den Mittelpunkt der um sie herum gebauten Kirch- aber auch Profanbauten.
Sie entspricht in ihrer gotischen Bauform einer längsrechteckigen Kastensaalkirche mit drei 0stfenstern, Stützpfeilern, Süder- und vermauertem Nordportal, Kreuzblende im Ostgiebel und barockem Dachreiter.
Angefügt sind ein spätgotischer Westturm mit Portal- und Walmdach und ein gotisches Vorhaus (Südseite) mit blendengeziertem Giebel.
Teile der in Rotstein ausgeführten Kasten-Saalkirche* ohne abgesetzten Chor gehen bis in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Vermutlich um 1460 wurde die Kirche in großen Bereichen neu errichtet.
Aus dieser Zeit stammen auch die Außenmauern mit den gotischen Fenstern und Torbögen sowie der Altar. Der vermutlich in Lübecker Werkstätten gearbeitete Flügelaltar ist geöffnet ein Schnitzaltar und zeigt bei geschlossenen Flügeln wertvolle Tafelmalereien.

Lesen wir hierzu aus dem Hamburger Abendblatt - Nr. 177 - Seite 9, Ausgabe?

Wer rettet den Gruber Altar?
Wiederentdeckung spätgotischer Malerei in Ostholstein
In einem Leserbrief hat der in Hamburg wirkende Architekt R. Hlawatsch kürzlich seinen Kummer darüber ausgesprochen, daß die Altarbilder in der Kirche von Grube, die zu den kostbarsten in Schleswig-Holstein gehören, in Vergessenheit geraten.
Das Hamburger Abendblatt ist der Anregung, sich um diesen Kunstschatz einmal zu kümmern, nachgegangen. Was wir erlebten, möchten wir gerade als Wiederentdeckung wertvoller spätgotischer Malerei bezeichnen...
Pastor Seeliger, ein schlesischer Flüchtling, ist erstaunt, daß sich nun doch einmal jemand um seinen wertvollen, aber weithin unbekannten Altar kümmert. Bereitwillig öffnet er uns den alten Schrein und zeigt mit Stolz die acht Ölbilder aus dem Leben, Mariä und der Heiligen. Der Staub der Jahrhunderte hat den Glanz der erstklassigen Arbeiten – die Qualität muß der Kunsthistoriker auf den ersten Blick bestätigen - zwar verblassen lassen, doch der prüfende Blick des interessierten Betrachters und das scharfe Auge der Kamera spüren bald die Szenen in allen Einzelheiten auf. Zwischen 1405 und 1500 hat ein bedeutender Maler, dessen Namen wir noch nicht wissen (und vielleicht nie wissen werden), auf acht Feldern der Altarflügel und der festen Rückwand in religiöser Andacht und mit begabter Hand die heiligen Geschichten festgehalten.
Da sehen wir ganz links oben, wie die heilige Gertrud als Nonne eingekleidet wird, darunter ihr Ende auf dem klösterlichen Sterbebett. Daneben (zur Mitte) oben verkündet Engel Gabriel der überraschten Maria den Erlöser. Darunter findet man die Weihnachtsszene mit dem neugeborenen Kind in Windeln, mit Josef, der sein symbolisches Scheit (als Zimmermann) trägt, und die herbeieilenden Hirten. Im nächsten Feld kämpft Georg mit dem Drachen (oben) und bietet sein Haupt dann doch dem Henker dar. Gans rechts zerschmettert ein Blitz das grausliche Messerrad, dem die heilige Katharina ausgeliefert werden sollte. Auch sie endet dann unter dem Schwert (Bild unten)
...

- und in der Kreis-Rundschau, Jg. 1954

Gruber Altar im UKW
Es ist leider noch zu wenig bekannt, daß die Gruber Kirche mit ihrem Altar einen besonders wertvollen kunsthistorischen Schatz besitzt. Erst der Zufall brachte es mit sich, daß der Altar, der noch zu den wenigen Flügelaltären des Landes gehört, vor wenigen Jahren einer genaueren Betrachtung und Untersuchung unterzogen wurde. Das Ergebnis war überwältigend.
Hinzugezogenen Kunsthistoriker stellten fest, daß die Rückseiten des bisher stets zurückgeschlagenem Altarflügel und gleichfalls die festen Rückwände mit acht Abbildungen aus dem Leben der heiligen Maria und des Schutzpatrons unserer Kirche, des heiligen Georg, versehen sind. Wenn die Bilder zum Teil durch Witterungseinflüsse erheblich gelitten haben, so vermitteln sie dem Betrachtenden doch einen Eindruck von dem hohen Stand künstlerischen Schaffens in früheren Jahrhunderten. Nach Art und Ausführung der Malereien zu urteilen, dürfte die Entstehung etwa um die Mitte des 15. Jahrhunderts, also in vorreformatorischer Zeit, zu suchen sein. Sie gehören somit der Spätgotik an, die sonst nirgends in Ostholstein anzutreffen ist.
Wenn auch seit längerer Zeit, besonders durch die Initiative des Pastors Seeliger, Bestrebungen vorhanden sind, das Altarbild vor weiterem Verfall zu schützen sind, das Altarbild vor weiterem Verfall zu schützen und einer dringend notwendigen Restaurierung zu unterziehen, so ist es erfreulich, wenn sich auch der NWDR in den Dienst dieser Aufgabe stellt. Eine Reportage, die am Dienstag mittag in der Kirche aufgenommen wurde, wird in den nächsten Tagen in der abendlichen Sendung „Zwischen Nord- und Ostsee“ über UKW - Nord zu hören sein...


Die heutige uneinheitliche Baugestalt der Kirche weist auf die vielen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte hin. Durch einen starken Sturm im Jahre 1904 erlitt die Kirche starken Schaden, und, da die Schäden nur unzureichend behoben werden konnten, ereignete sich am 25. Februar 1718 die Katastrophe. Bei einem starken Orkan, der über Grube hinwegfegte, stürzte der Glockenturm in das Kirchenschiff und die Hälfte des Kirchenbaues wurde zerstört und die Glocken stark beschädigt. Eine umfangreiche Renovierung des Mauerwerks, des Kirchdaches, des Turmes und der Fenster konnte auch, wie auch schon 14 Jahre zuvor, aus Geldmangel - die Folgekosten des „2. Nordischen Krieges“ (1700 - 1721) drückten noch immer das Staatssäckel - erst zwischen den Jahren 1751 und 1779 durchgeführt werden. Die Südwand zeigt im Vergleich zur Nordwand noch den originaleren Zustand aus gotischer Zeit mit hohen Spitzbogenfenstern in annähernd ursprünglicher Gewändefassung. Früh datiert ist auch die scheitelgleiche »Dreier-Fenstergruppe« im Osten. Im Jahre 1852 wurde nicht nur das Nordportal zugemauert, sondern auch im Inneren die Ausstattung und der Altar stark verändert. Im Jahre 1921 wurde das Äußere und Innere der Kirche im Detail vermessen und auf neun Blättern maßstabsgerecht niedergelegt. Ob dieses eine Vorarbeit für die im Jahre 1930, nach denkmalpflegerischen Grundsätzen der damaligen Zeit, erfolgte große Renovierung des Kircheninneren darstellte, bleibt abzuklären. Im Januar / Februar 1951 beschloss der Gruber Kirchenvorstand, den um die Kirche liegenden Friedhof, dessen Gräber zum größten Teil verjährt waren, einzuebnen. Man beabsichtigte, dem altehrwürdigen Gotteshaus durch Schaffung von Grünanlagen einen würdigen Rahmen zu geben. Die Grabsteine, die verjährt waren, sollten bis zum 1. März entfernt werden. Ab dem Jahre 1577 war dem jeweiligen Hauptpastor ein Zweitpastor (Compastor) zur Seite gegeben. Der Compastor war unter anderem für die Kirchenarbeit in Cismar - hier war der Amtssitz der Amtmänner und späteren Landräte - zuständig und musste den beschwerlichen Weg nach Cismar jeweils mit Pferd und Wagen bewältigen. Der erste Pastor wohnte jeweils im Hauptpastorat, der zweite Pastor in dem schräg gegenüberliegenden Compastorat. Die Pfründe der Gruber Pfarrstelle waren zu allen Zeiten sehr groß. Schon im Jahre 1314 gehören Altratjensdorf, Dahme, Dorne, Gosdorf, Grube, Gruberhagen, Guttau, Kellenhusen, Klenau, Morest, Prisow, Priwitz, Rüting, Siggeneben, Süssau und Thomsdorf beiderseits des Gruber Sees zu dem Gruber Kirchspiel und noch einer Ausschreibung aus dem Jahre 1841 ist zu entnehmen: Zur heutigen Kirchengemeinde Grube gehören die Ortschaften Altratjensdorf, Dahme, Fargemiel, Siggeneben, Süssau, Thomsdorf und die Güter Augustenhof, Kalkberg, Rosenfelde und Rosenhof. Mit der 1964 eingeweihten Geroldskapelle in Dahme, bekam die alte St. Jürgen-Kirche einen kleineren Bruder hinzu.

1.7.2.
Der Gruber See


Der einst etwa 1000 ha große »Gruber See«, der sich aus dem Dahmer (ca. 40 ha)-, dem Rosenhofer (ca. 150 ha)-, dem Gaarzer (75 ha)-, dem Gruber (548 ha)- und den Koselauer (179 ha) Seeflächen zusammensetzte, reichte bis dicht an die nördliche Bebauung der Straße »Bei der Kirche«, dem Kirchhof und die westliche Bebauung der Hauptstraße heran. Er war reich an Fischen aller Art: Hechte, Brachsen, Aale, Rotaugen und Schleie wurden in großen Mengen gefangen und ernährten ganze Familien, die Teilflächen des Sees gepachtet hatten. Der See war bei Dahme, Rosenfelde und Wessek mit der Ostsee verbunden. Eine durchgehende Handelsverbindung von Grube nach Oldenburg für größere Schiffe hat es jedoch nie gegeben. Schon Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, verlandete der See zusehends und im Jahre 1860 wurde der Amtmann in Cismar, Baron v. Brockdorff, durch die Regierung in Kiel mit ersten Trockenlegungsplänen beauftragt.

Aus der »Oekonomischen Beschreibung des Amtes Cismar«* des Jahres 1811 erfahren wir von dem Hausvogt Arend Friedrich Nissen:

(...) Gewässer
Außer einigen Bächen sind im Amte keine beträchtlichen Flüsse, daher auch weniger Wiesen. Es sind hier aber zwei bedeutende Gewässer, nämlich: der sogenannte Grubersee*, der sich von der Gegend von Oldenburg bis Grube herauf erstreckt, und der Kloster- oder der Cismarschesee, welcher zwischen Cismar und der Ostsee liegt und 612 Tonnen 135 Q. R. groß ist.

(...) Fischerei
Außerdem besteht eine ziemlich einträgliche Fischerei auf dem Gruber- und Kloster-oder Cismarersee. Sie wird von Zeit zu Zeit auf mehrere Jahre öffentlich verpachtet. Hier werden Baarse, Hechte, Rothaugen, Brachsen, Schleie und Aale gefangen. Der Absatz ist gewöhnlich nach Lübeck. Die Gruber Aale sind in der Gegend sehr gesucht. Seitdem der Ausfluß aus dem Grubersee nach der Ostsee versandet ist, hat der Fischfang sich sehr verschlechtert. Es war nämlich, daß zur Laichzeit viele Fische aus der Ostsee in den Grubersee gingen, und so wiederum aus diesem in jene, und seit der Zeit dieser Weg versperrt ist, scheint die Vermehrung abzunehmen...

(...) Wiesen
Wiesen hat das Amt nicht viel, und mehrere davon sind schlecht. Ein partielles Hinderniß des Wiesenbaues ist die Ostsee, wenn sie durch schmalen Kanal, die sogenannte Bräke, zum adeligen Gute Rosenhof gehörig, ihr Wasser gewaltsam in den durch diese Bräke mit ihr verbundenen Grubersee treibet. Der Grubersee kann sich sodann, wegen des ißt beinahe ganz versandeten Ausflusses, und wegen fehlender Abzugskanäle, nicht wieder von seinem überflüssigen Wasser losmachen, und wird dem Gesundheitszustand der Einwohner durch Ausdünstungen gefährlich, wie er den Wiesen durch überflüssiges, zum Theil bis Ausgangs Junius und Julius stehenbleibendes, stinkendes und durch die Sonnenhitze mit einer dicken gelben Haut überzogenes Wasser, unter welchem die Narbe wegzehrt und kein Gras wächset, nachtheilig wird. Mehrere Male ist die Nothwendigkeit der Aufräumung der Bräke anerkannt, das Lokale besichtiget, die Art und Weise besprochen und Protokolle aufgenommen. Aber da die Theilnehmer so verschieden sind, die Commitirten oft mit beschränkten Instruktionen versehen erscheinen: so geht es hier, wie oft, daß viele Köpfe schwer unter einen Hut zu bringen sind.

Weiter ist im im „Wagrischen Wochenblatt“ von 1829, den Gruber See betreffend, zu lesen:
»Die nordwestliche Gegend von Holstein wird dort, wo sie in die Ostsee hinein ein Vorland bildet, von der Gruber- und Wesseker See, einem salzigen Bache, durchschnitten, welche sich in der Nähe der Stadt Oldenburg (200 Häuser, über 1800 Einwohner) mittels einer Aue an der Nordseite Holsteins in die Ostsee ergießt. Der etwa anderthalb Meilen von Westen nach Osten sich erstreckende Gruber - See hatte früher zwischen dem Gute Rosenhof und dem Flecken Grube (600 Einwohner) einen Abfluß auf der östlichen Seite in die Ostsee. Jetzt ist dieser ganz versandet und der See stagniert, so daß er im Sommer stinkende Düfte verbreitet. Die Umgebung ist so stark mit Dörfern und Gütern angebauet. Seit nun der See stagniert, herrschen dort die gefährlichsten Fieber. Die Ärzte haben vergebends angerathen, den Sumpf, der so gefährlich ausdünstet, durch Abzugkanäle trocken zu legen; dabei würde ungemein fettes Ackerland gewonnen; aber die umwohnenden Gutsbesitzer können sich über diesen Zweck nicht einigen, und ertragen lieber die Seuche«. (Dr. R. Falck’s staatsbürgerliches Magazin 1828)

Aber der See hatte, bedingt durch seinen Fischreichtum, auch Vorteile. Diese fielen aber wohl nicht allzu sehr ins Gewicht denn schon im Oktober 1859 lesen wir in den WFB:

»Mit der Entwässerung des Gruber Sees scheint es nunmehr Ernst werden zu wollen. Es sollen voriger Woche in einer deßhalb hieselbst Statt gefundenen Versammlung der Betheiligenten beschlossen worden sein, die Nivellements-Arbeiten dem Herrn Capitain von Irminger in Rendsburg zu übertragen«...

Durch die endgültige Trockenlegung, sie begann in den 20er Jahren und fand ihr Ende mit dem letzten Spatenstich am 02.05.1938, wurden ca. 600 ha wertvolles Grünland geschaffen. Während der Jahre 1937 - 1938 waren 205 Arbeitsdienstleute des Reichsarbeitsdienstes*, die mit der Trockenlegung beauftragt waren, in Grube gemeldet.

Lesen wir hierzu in den WFB am 27. 02. 1936: Grube. Neue bedeutende Landeskulturarbeiten. Die jahrelangen Arbeiten an der Entwässerung dar großen Klostersee-Niederung beim Ostseebad Grömitz gehen ihrer Vollendung entgegen. Auch der über 10 km lange Ringkanal ist ziemlich fertiggestellt. Gegenwärtig ist man an ihm hauptsächlich noch mit größeren Planierungsarbeiten beschäftigt. Lebhaft im Gange sind die Arbeiten an der Trockenlegung des 700 ha großen Gruber Sees. Dort konnten in den letzten Monaten bereits mehr als 125 Hektar und so als neues Ackerland gewonnen werden. Noch vor der Fertigstellung dieser großen Arbeiten ist bereits ein neues Arbeitsvorhaben vorgesehen, dessen Vorarbeiten vollständig abgeschlossen sind, und mit dem deshalb in Kürze begonnen wird. Westlich von Grube sollen 280 Hektar und nordöstlich von Grube 169 Hektar besten Landes neu eingedeicht und durch die Neuanlage eines Unterschöpfwerkes gründlich entwässert werden. Die überschüssigen Wassermengen aus diesem Gebiet sollen dann durch das bereits vorhandene große Hauptschöpfwerk beim Ostseebad Dahme in die Ostsee geschafft werden.

In der Gruber Schulchronik vom 24. März 1937, geführt von dem Gruber Schulleiter Fritz Reese, heißt es:

(...) Der Reichs-Arbeitsdienst kam nach Grube (RAD). Dies hing mit der Trockenlegung des Gruber Sees zusammen. Die Durchführung wurde dem RAD übergeben. So wurde die Verlegung des Lagers Cismar nach Grube nötig. Die Kirchengemeinde stellte dem RAD 6 Tonnen Land zur Verfügung. Hier am Rande des Dorfes entstand das neue Lager, aus dem nach und nach eine Schmuckanlage wurde. In einem Viereck lagen 6 Baracken inmitten einer grünen Rasenfläche mit Springbrunnen. Ein breiter Streifen zur Straße wurde mit 3000 Rosen bepflanzt (Konzerberg). Schwierigkeiten machte die Wasserversorgung. Trotz wochenlanger Bohrungen bis zu 63 m Tiefe war noch keine ausreichende Wasserzufuhr vorhanden. Das Lager war belegt mit rund 200 Mann. Wie verlief ein Tagesablauf? 5 Uhr Wecken, Frühsport, Geländelauf, Bettenbauen, Stubendienst, Flaggenparade, Morgenkaffee. 6.30 Uhr rückten die einzelnen Züge, teils zu Fuß, teil zu Rad, nach den 3 Baustellen am See. Die Arbeitszeit dauerte bis 13.30 Uhr, dann Mittagessen, Nachmittagsdienst mit Leibesübungen, Dienstbetrieb in völkischem Unterricht. Abends 22.00 Uhr war Zapfenstreich. Eine neue Note war ins Dorf gekommen. Jedermann freute sich, wenn „unsere Truppe“ mit flottem Marschlied aus- und einmarschierte. Nach wenigen Wochen sah man an den einzelnen Leuten den Segen des preußischen Drills. Wohl dem, der diese Schule durchmachen durfte. Wie wurde der See trockengelegt? Ein Randkanal wurde gebaut. Er nahm die Abfallwasser von 10 000 ha Land auf. - Der Seekoog wurde leergepumpt. - Nun wurde der Koog durch breite und schmale Gräben entwässert. - Die Erde setzte sich. Bald würde die erste Saat folgen. Traktoren auf breiten Rädern walzten den Boden fest. (...)

Zwei Steine mit den in den 50ger Jahren gefertigten Inschriften,

                      »Trutze dem Trotze
                      Was Taten heischt
                      Will keine Worte


      und

                      1. 5. 1937
                24. 1. 1938 - 2. 5. 1938«


links hinter der Grabenbrücke liegend, sowie ein Stein mit der Wasserstandsmarkierung im Eingangsbereich zum Paasch-Eyler-Platz, erinnern noch heute an die abgeschlossene Trockenlegung des Seegebiets durch den Reichsarbeitsdienst.

Am 24. 06. 1997, während der Morgenstunden, wurden die beiden Steine, die bereits 30 cm in das Erdreich eingewachsen waren, mit schwerem Gerät in mehrstündiger Arbeit durch einen Mitarbeiter des Gewässer- und Bodenverbandes, im Beisein des Gemeindearbeiter Udo Schwardt und dem Initiator Hans-Uwe Hartert, gehoben und 2 m nach rechts an ihren jetzigen Platz versetzt.
Die Schrift wurde von dem ortsansässigen Malermeister Jan Elwert nachgearbeitet und Dank des Entgegenkommens des o. g. Verbandes, der Fa. Elwert und der Eilentscheidung von Bürgermeisters Karl Puck entstanden der Gemeinde nur geringe Kosten.

1.7.3.
Der Paasch-Eyler-Platz

Auf dem heutigen „Paasch-Eyler-Platz“ der Alten Gruber Schützengilde von 1275 e. V. stand in früheren Zeiten eine landesherrliche Burg der Holsteinischen Grafen, die vermutlich in einen älteren slawischen Burgwall hineingesetzt war. Der Burgwall bestand aus einem nicht ganz kreisrunden Platz von 72 m N/S, 84 m 0/W innerem Durchmesser. Er war durch ca. 6 bis 7 m breite Wälle geschützt. Die Burg wurde bereits im erstmalig im Jahre 1222 urkundlich erwähnt und stellte über viele Jahrhunderte ein landesherrliches Verwaltungszentrum von großer Bedeutung dar.

Hier wurde,

►als sich der blinde Holsteiner Graf Gerhard II. 1305 eine Zeitlang nach dem Tode seiner Frau Agnes in Grube aufhielt, am 30. April 1305 das Stadtrecht Heiligenhafens nach   „Lübischen Recht“ bestätigt

und

►am 10. Juli 1514, als sich der Bischof Johannes von Lübeck zu einem Besuch in Grube aufhielt, in einem Zinsstreit der Kirche zu Oldenburg wieder dem Gut Schwelbeck, eine    Entscheidung getroffen.

In „Chronikbilder aus der Vergangenheit Oldenburg in Holstein*“, des früheren Gruber Compastoren und späteren Hauptpastor und Probsten in Oldenburg, H. Hollensteiner*, vom 08. Januar 1882 →herausgegeben durch die Oldenburger Buchhandlung des Carl Fränkel (s. auch Wagrisch-Fehmarnsche Blätter ab 1828)← lesen wir auf den Seiten 234 ff.:

(...(»Gegen Anfang des 16. Jahrhunderts scheinen sich die Verhältnisse des Hofes Schwelbeck unter der Verwaltung des bürgerlichen Besitzers, Herr Petrus Engelken, so gebessert zu haben, daß man daran denken konnte, das Gut von den in ihm belegten Kapitalien zu entlasten. Im Jahre 1514 wurden (wahrscheinlich die 686 Mark, jedenfalls aber) die 400 Mark des Nicolaus Junge in Lübschen weißen Pfennigen „vom haue Schwelerbeke“ bar ausgezahlt und sofort von den Kirchenjuraten bei der Stadt Oldenburg zu 6 Prozent wieder belegt....
In Wirklichkeit aber zahlte der Rat der Stadt, anstatt 24 Mark, nur 16 Mark Zinsen. Darob entstanden denn nicht geringe Schwierigkeiten wegen treulicher Ausführung der Testamentsbestimmungen. Denn da nun nicht mehr wie früher 28 Mark, sondern nur noch 16 Mark Zinsen einkamen, so mußten, wie den Priestern schien, die Seelenmessen vermindert, und, wie den Juraten schien, die drei ewigen Lampen auf eine herabgesetzt werden.
Der schwierige Fall wurde dem hochwürdigen Bischof Johannes von Lübeck zur Entscheidung vorgelegt. Derselbe befand sich damals grade zu Grube, das sich noch seiner neugewonnenen städtischen Einrichtungen und Freiheiten erfreute«...


Unter dem Datum‚

gegeven to Grube 1514 ahm teyenden dage des montes Juli‘ (10. Juli) erließ der Bischof ein Schreiben, das mit den Worten beginnt: ‚Wi Johann von Gades vnd des Stohls to Rom Gnaden Bischop tho Lübeck bekennen vnd betügen mit düssen vnsem Brewe vor alsweme (jedermann) dat vor vns synt erschenen de beschedene Männe Thoms Unruh, Merten Blist, Hans Schweder, Jakob Babbe vnd Peter Bliesemer, Karkschwaren (Kirchengeschworenen) to Oldenburg etc.‘, und daß die Bestimmung trifft, daß, so lange nicht wieder ein höherer Zinsfuß erzielt werden könne, die von Nicolaus Junge angeordneten Messen und Spenden, entsprechend der Zinsschmälerung, eingeschränkt werden sollten. Doch sei die Seelgedächtnis für den Stifter und für den Herzog Hinrik regelmäßig zu begehen, und seien statt der ursprünglichen drei ewigen Lampen, nicht wie die Juraten beantragten nur eine, sondern zwei ewige Lampen in der Kirche zu Oldenburg zu unterhalten...

Der ca. 85 a große Platz war bis Ende des 19. Jahrhunderts noch eine Insel. Zu einem späteren Zeitpunkt eine Halbinsel, auch Wall genannt, die über die heutige „Paasch-Eyler-Allee“, mit dem Festland verbunden war. In einer Urkunde vom 3. Februar 1510 ist zu lesen, dass die „Insel Gruber Wall“ (genauere Besitzzeiten sind nicht überliefert) von dem Kloster Cismar verkauft wird. Im Jahre 1899 kaufte, dank finanzieller Unterstützung des Kapitän Paasch aus Dahme (P. hatte die Tochter des früheren Compastor „Eyler“ aus Grube geheiratet und war im Ausland zu Wohlstand und Ansehen gekommen) die Gruber Schützengilde, eine der ältesten in Schleswig-Holstein, den Platz von dem damaligen Gastwirt, Fischer und Fährmann Carl Martin Trepkau als zukünftigen Festplatz.

Ein Chronist schreibt hierzu in „Wagrisch-Fehmarnsche Blätter“ des Jahrganges 1899:

Grube, den 12. April 1899 (Eingesandt) Gutem Vernehmen nach hat Herr Kapitän a. D. Paasch aus Antwerpen dem hiesigen Verschönerungs-Verein eine namhafte Summe überwiesen. Herr Paasch, ein geborener Dahmer, bekannt durch seinen wohlthätigen edlen Sinn, und seine Liebe zur Heimath, hat sich dadurch ein ehrendes Andenken in Grube erworben. Auch eine Mitbürgerin hat es sich nicht nehmen lassen, dem Verein eine Anzahl Gesträuche zu schenken. Bekanntlich hat die hiesige Schützen-Gilde, dessen Vorsteher unser Herr Landrath ist, den hart am Grubersee belegenen früheren Jagdschloß-Garten der Herzöge von Holstein käuflich erworben, und der hiesige Verschönerungs-Verein hat die Ausschmückung dieses einzig schönen Platzes übernommen. Wir wünschen dem jungen, rührigen Verein den besten Erfolg.

Schon wenige Zeit später ist zu lesen:

Grube, den 16. Mai 1899
Die Einweihung unseres neu angelegten Schützenplatzes findet am Sonntag den 28. d. M. statt. Die Feier beginnt Nachmittags 3 Uhr auf dem Festplatze und endigt mit Bällen im Langbehn'schen und Prüß'schen Lokale“.

Große Einweihungs-Feier des neu angelegten Schützenplatzes am Sonntag den 28. d. M. Anfang Nachmittags 3 Uhr. Restauration auf dem Festplatze von H. Schwardt: Abends: Grosser Fest - Ball bei Langbehn und Prüss
Grube, im Mai 1899
Der Vorstand


Danach wurde der Platz über die Jahre hinaus weiter aus- umgebaut und verschönert und im Jahre 1902 lesen wir in den o. g. Blättern:

Grube, den 8. Februar 1902
Geschenk Der Kapitän a. D. und Rentier H. Paasch in Antwerpen hat der hiesigen Schützengilde ein Geschenk von 2000 Rthl. überwiesen mit der Bestimmung, dasselbe für den Schützenplatz zu verwenden. Die hiesige Schützengilde erstand den Platz, der so romantisch am See belegen ist, vor reichlich drei Jahren für die Summe von 2000 Mark, mithin hat Herr Paasch den ganzen Platz geschenkt und außerdem noch 500 M. zur Ausschmückung desselben hergegeben. Der Platz wird jetzt den Namen Paasch-Eyler-Platz erhalten. Herr Pasch, ein geborener Dahmer, und seine Frau, eine Gruberin, Tochter des früheren Pastor Eyler in Grube, haben sich dadurch ein dauerndes Andenken erworben. Die Schützengilde gedenkt noch das westlich am See belegene Stück Land anzukaufen vom Besitzer Herrn August Rohr, um eventuell später eine Badeanstalt zu errichten.


Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass das im Jahre 1903, in Anlehnung an die einstige Burg, errichtete Gebäude mit seinem 8 Meter hohen Aussichtsturm, im Jahre 1945 wieder abgetragen wurde. Die Steine fanden nach dem Kriege in der Ortschaft eine bessere Verwendung.

Fast alle Feste wurden und werden ab diesem Zeitpunkt auf dem Platz abgehalten und der alljährliche Höhepunkt war und ist das Gildefest (s. Geschichte der Gruber Schützengilde von 1275) bei dem mit Vorder- und Hinterladergewehren, nach alt hergebrachter Art, auf den Sachsenvogel geschossen wurde und wird.

Zu Ehren des großzügigen Förderers und seiner Ehefrau wurde:
►der Festplatz,
►eine am 28. Mai 1899 dort gepflanzte Eiche und
►die im Jahre 1903 nachgebaute Burg

nach den Eheleuten „Paasch-Eyler-...“ benannt.

1.7.4
Die Gruber Hauptpastorate


Das erste Hauptpastorat, das die Gruber „Kirchgeschworenen“ ihrem Pastor Jerimias Stricker durch den Bauherrn Joachim Waltorf im Jahre 1569 bauen ließen, wurde bis zum Jahre 1646 als Pastorat und danach, bis zu seiner Abtragung im Jahre 1971 und dem Aufbau in Kiel-Molfsee, als so genannte „Pastorat-Scheune“ genutzt. Es ist heute das älteste zeitlich beglaubigte Bauernhaus in Schleswig-Holstein.
Aber nicht das Alter des Hauses ist es, sondern die Tatsache, dass es in seiner ganzen Ausführung und ursprünglichen Einrichtung, soviel von dieser noch erhalten geblieben ist, ein noch lebender Zeuge dafür ist, wie unsere Vorfahren Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Lande bauten und wohnten. Dass die Wohnräume des Hauses gegenüber einem herkömmlichen Bauernhaus etwas reicher bemessen waren mag vielleicht daran gelegen haben, dass es des Pastors „Wahninge“ (Wohnung) war.
Auch die Pastoren, Lehrer und Küster lebten zur damaligen Zeit nicht viel anders als die Bauern und bestritten den größten Teil ihres Lebensunterhaltes durch die Landwirtschaft.

In den WFB des Jahres 1938* wird das Haus von einem unbekannten Verfasser in seinem „Istzustand“ vor Ort wie folgt beschrieben:
»Das Haus erstreckt sich von Osten nach Westen, enthält 5 Fach (das ist der Raum von Höftständer zu Höftständer) von je 2,70 - 2,80 Metern und daran, nach hinten anschließend, ein Kammerfach, das 3,53 Meter tief ist. Das ergibt eine Länge von 20 Metern. Da die Breite 11,40 Meter beträgt, bedeckt es eine Fläche von rund 230 Geviertmetern. Damit entspricht es einem Bauernhaus mittlerer Größe. Das hohe schützende Strohdach ist an den Seiten und an der abgeschrägten Rückseite tief heruntergezogen, die aus Flechtwerk mit Lehmwurf gefertigte Fachwerkswände sind nur 1,80 Meter hoch. An der Stirnseite dagegen tritt es in der Form eines Halbwalmdaches auf; hier verläuft eine Reihe senkrecht gestellter Eichenbretter, deren Fugen durch übernagelte Leisten sorgsam gedichtet sind. Die Gefache an der Vorderseite sind mit Ziegelsteinen ausgemauert; war dieses von Anfang an so, dann ist es bemerkenswert, denn vor 350 Jahren war die Verwendung des Backsteines an Bauernhäusern dieser Gegend eine große Seltenheit, anders als an der Westküste unseres Landes, wo nach dem Zeugnis des Dithmarscher Chronisten Reocorus Backsteinhäuser damals keine Seltenheit waren. Man hat dem Hause, weil es ein Pastorhaus war, ein besonders freundliches Gesicht geben wollen, und das ist in Gemeinschaft mit der Bretterreihe und der besonders sorgsam ausgeführten Umrahmung der Großen Tür auch erreicht worden.
Mit dieser Großen Tür, die für das Gesicht des Hauses von entscheidender Bedeutung ist, müssen wir uns noch etwas beschäftigen. Die Tür selbst ist wohl nicht mehr die ursprüngliche, denn sie weist nur die bei Scheunen übliche senkrechte Teilung in zwei Hälften auf. Die Querteilung des einen Flügels, die bei Wohngebäuden üblich und auch notwendig war, um durch den oberen, fehlt. Statt dessen sind zwei Fenster eingeschnitten, die wie ein paar freundliche Augen in die Welt blicken. Aber ursprünglich ist noch der Rahmen mit den Prellbböcken unten (von denen noch einer vorhanden), in die eine Bodenschwelle (Lä, auch Drüssel genannt) eingesetzt werden konnte, mit dem breiten Gesimsebalken und den geschweiften Kopfständern darunter. Der nach unten dreimal leicht ausgebuchtete Gesimsebalken war von vornherein als Spruchbalken gedacht, daher seine große Breite und sorgsame Ausführung. Mit gleicher Sorgfalt wurde die plattdeutsche Inschrift, deren Buchstaben an gotische Minuskelschrift erinnern, eingeschnitten. Si
e lautet:

»Anno 1569 den 17. Mai het ein loflich Garspel to Grobe dit hues laten dorch Joachim Waltot bauen unde richten. Do was kerhher Mr. Jeremias Stricker, Kersswaren Carl Holste, Gorreen Westphal, Simon Jürgens, Hans Schulte. Tho Godes Ehren unde des Pastors Waninge. De segen des Heren maket rike an Moie«. (Im Jahre 1569 den 17. Mai hat ein löbliches Kirchspiel zu Grube dieses Haus bauen und richten. Da war Kirchherr Magister Jeremias Stricker, Kirchgeschworene Carl Holste, Gregonus Westphal, Simon Jürgens, Hans Schulte zu Gottes Ehre und des Pastor Wohnung. Der Segen des Herrn macht reich ohne Mühe.)

...Treten wir ein.
Auch hier erinnert alles an ein Bauernhaus sächsischer Prägung: die große, hohe Mittellängsdiele, die 6 1/2 Meter breit ist, begleitet von den zwei Reihen mächtiger Höftständer, die auf ihren starken Schultern die ganze Last des Daches und der Bodenvorräte seit fast vier Jahrhunderten getragen haben, die beiden schmalen und niedrigen Abseiten, die beiden Luchten am hintern Ende, als Abschluß eine rauchgeschwärzte Wand, vor der der freistehende Herd seinen Platz gehabt haben muß. Im Einzelnen ist in der Raumeinteilung manches geändert worden, seitdem das Haus, nachdem es 77 Jahre als des Pastors Waninge gedient hatte, zur Scheune umgewandelt worden war. Und das ist sehr schade. Wir hätten u. a. gern gewußt, ob die Diele ursprünglich eine Durchgangsdiele war, und ob sich an ihrem hintern Ende, linker Hand, die Döns (Wohnstube) befand. Dann hätten wir in diesem Pastorhause, bis auf die fehlenden Vorschauer, ein getreues Abbild des alten Holstenhauses, das hier zu vermuten nicht abwegig wäre. Aber wir müssen uns bescheiden; das Rekonstruieren bleibt eine unsichere Sache. Dagegen scheint es ziemlich sicher zu sein, daß die ganze linke Abseite, deren Fenster nach Süden gerichtet sind, zu Wohnräumen für den Pastor ausgebaut war. Er wohnte also an der Sonnenseite seines Hauses. Ein Raum, der heute in nichts mehr an eine Wohnstube erinnert, wird noch als „des Pastors Studierstube“ bezeichnet.
Die gegenüberliegende, nach Norden gerichtete Abseite hat Wirtschaftszwecken gedient; hier waren Stall und Kammern. Die Einrichtung für die Aufstallung von Kühen, je drei in einem Fach, ist heute noch vorhanden. Ihre Ausführung bezeugt gleichfalls, mit welcher Sorgfalt man dem Kirchherrn sein Haus gebaut hat, und wer sich für die Zimmerung ein wenige interessiert, der kann unschwer feststellen, daß wir alle Merkmale der Konstruktion eines echten Sachsenhauses vor uns haben, angefangen bei den Höfträndern mit Höftplat, Balken (Intug) und Sparren bis zu der auf den Außenwänden liegenden Murplat* und den kurzen Stalisparren*. Damit vervollständigt sich für uns das Bild dieses Hauses, das, vor 369 Jahren gebaut, in allen seinen wesentlichen Teilen, in Raumanordnung, Kontruktion und Ausführung, uns schon das Sachsenhaus am Abschluß seiner Entwicklung zeigt. Es ist später nichts Wesentliches mehr hinzugekommen, denn ob in jüngerer Zeit die Flechtwand durch Ziegeltafelwerk ersetzt, der freistehende Herd mit Schwibbogen überwölbt, das Kammerfach weiter ausgebaut wurde: das alles berührte nicht Kern und Wesen des Sachsenhauses«.
Und in seiner Schlussbetrachtung stellt der Verfasser fest: »Das ehemalige Pastorat in Grube ist ein lebender Zeuge dafür, daß unser Sachsenhaus im Hochmittelalter schon seine Entwicklung abgeschlossen hatte und als etwas Fertiges, Vollendetes bestand. Darin liegt seine große Bedeutung, und eben darum ist es nah dem Ausspruche von Haupt „das Ideal eines Altertums, wert, geehrt und erhalten zu werden«
.

Daneben wurde im Jahre 1646 der Nachfolgebau erstellt, dem ein weiterer Nachfolgebau im Jahre 1787 und das heutige Pastorat im Jahre 1959 folgte.

In dem ersten Hauptpastorat wohnte und arbeitete von 1572 bis 1584, als Nachfolger seines jüngeren Bruders Jerimias - dieser verließ 1572 Grube und ging zu einem späteren Zeitpunkt als Hauptpastor nach Heiligenhafen -, Johannes Stricker.
Johannes, der zuvor - vermutlich ab 1561 bis 1572 - als Prediger im Kloster Cismar wirkte, wurde um 1540 als Sohn des zu diesem Zeitpunkt in Grube tätigen Pastor Stricker (Vorname nicht bekannt) geboren und im lutherischen Glauben aufgezogen.
Am 12. April 1560 finden wir Johannes Stricker als »Johannes Stricerus Grobensis Holsatus« in der Matrikel der Universität Wittenberg (ALBUM ACADEMIAE VITEBERGENSIS AB A. CII. MDU USQUE AD A. MDLX.) eingetragen*. Er wird also als Holsteiner aus Grube bezeichnet und erhält bereits am 8. Oktober 1561 seine Ordination. Dies mit der Begründung, dass ihn der Edle Benedikt von Ahlefeldt gerufen habe, das Evangelium Christi in Cismar zu lehren.*
Im Jahre 1570 (vermutlich heiratete Stricker auch in diesem Jahr –weiteres ist nicht bekannt-) wird Stricker auf dem Titelblatt seiner ersten Dichtung, »Adam und Eva, Ein Geistlich Spiel von dem erbermlichen Falle«, Pastor von Cismar genannt. 1576 unterschreibt er als »minister verbi in grobe« (Diener am Wort des Herrn in Grube) und 1579 die Erklärung gegen das »Bergische Buch« als »Johannes Stricerius minister verbi in Cismar et Grube«. 1584 als »Past. Grubensis et Cismar« (Pastor aus Grube).
Im Jahre 1576 verpfändete Herzog Adolf dann das Amt Cismar für 25000 Taler an den Oldenburger Amtmann Detlef von Rantzau auf Kletkamp. Zwangsläufig wurde Stricker nun stärker mit der Lebensweise der altadeligen Großgrundbesitzer, deren Besitztum das Amt eingrenzte, jener Zeit konfrontiert. Die adeligen Gutsherren, allesamt dem Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft angehörend, waren unabhängig von der landesherrlichen Rechtsprechung und hatten sich, durch Erwerb von Kirchengut und anderen landesherrlichen Ländereien mächtig bereichert. Reichtum und Macht fanden ihren Ausdruck in Prunksucht und ausschweifendem Lebenswandel. Dies alles führte zu einer extremen Schlechterstellung der zinspflichtigen Bauern bis hin zur Niederlegung von Hufen und völliger Leibeigenschaft. In seiner Gräueltatenliste »Traurige Thaten« (tragici casus) einiger holsteinischer Adeligen berichtet Pastor Martin Coranaeus aus dem Jahre 1573 über »Saufgelage, Unzucht, Totschlag und Wucherei«.
Stricker selbst wettert in seinen Predigten vehement gegen das rücksichtslose Treiben des Adels und insbesondere gegen den Oldenburger Amtmann von Rantzau. Er wirft ihnen ein wüstes »asotisches« (ausschweifendes) Leben vor und, da der Adel sich gern als den »teutschen Adel« bezeichnet, nennt er sie den »teutschen« Junker, den »deutschen Schlemmer«.
Im Jahre 1584 erscheint dann in der Lübecker Druckerei Johan Balhorn, aufgrund der Ereignisse um ihn herum, sein großes Werk »De düdesche Schlömer« (Der deutsche Schlemmer). Stricker hat es dem Lübecker Fürsten Eberhard von Holle, Bischof zu Lübeck und Verden und Abt zu Lüneburg, gewidmet. In seiner Widmungsschrift bringt er Holle seine Beweggründe in aller Ausführlichkeit dar.

                                                   Dem Dorch=
                                        lüchtigen Försten und He=
                                 ren, Heren Eberhardo, Bischop tho
                              Lübeck und Veerden, Abbet tho S. Mi=
                                 chael in Lüneborch, u. Mynem
                                     gnedigen Försten und
                                                    Heren:


                               Wünsche ick gnade und barmher=
                         ticheit von Gade unsem Vader, durch Je=
                       sum Christum unsen Heylandt, eine frede=
                         same und Godt wolgevellige Regeringe,
                               ein gesundt lange Levent, und
                                     den ewige Salicheit.


In diesem Werk, einem künstlerisch, sprachlich und kulturgeschichtlich wertvollen Drama der späten mittelniederdeutschen Literatur*, welches Stricker vor seinem Weggang aus Grube fertig stellte, prangerte er das üppige, wollüstige und gottlose Leben eines holsteinischen Junkers, der im Verlauf dieser spätmittelalterlichen »Jedermann-Geschichte« geläutert wird und am Ende als reumütiger Sünder auftritt, sowie den Sittenverfall an.
Nur wenige Zeit später hatte Stricker sich den Zorn der von ihm »Angeprangerten« zugezogen und er verließ, nachdem ein Unbekannter ihm nach dem Leben getrachtet und sein Hund erschossen wurde, noch im gleichen Jahre durch Fürsprache von Holles Grube, um als Prediger an die Burgkirche nach Lübeck zu gehen.
In der »Lübeckischen Kirchenhistorie« aus dem Jahre 1724 schildert der Verfasser »Starke«*, dass Stricker mit seinem Werk »die vom Adel«, indem er ihnen ihr wüstes Leben gar eifrig und ernstlich verwiesen, so heftig erzürnt hat, dass sie ihn sogar »totschießen wollen«.
Von einem anderen Chronisten erfahren wir, dass der kleine Hund des Johannes Stricker bei einem Spaziergang in der Feldmark von Grube von unbekannter Hand erschossen wurde.

Seine Antrittspredigt am 29. September 1584 begann Stricker mit den Worten:

          Godt hefft mi erreddet tho Grube ut dem Pohl
          unde gesettet tho Lübeck op dissen Stohl
.“

Als Prediger erhielt Stricker an der Burgkirche weniger Geld als andere Prediger in Lübeck. Er hatte freie Wohnung im Kloster, jährlich 120 Mark Gehalt, dazu 30 Mark aus dem Armenkasten, 30 Mark für Amtshandlungen im Heiligen-Geist-Hospital und 20 Mark für die Pockenhause, zusammen also 200 Mark in bar; außerdem aber Naturallieferungen in Holz und Kohlen, »Lichter, by to studeren des wynters«, Bier in der Karwochen und zu Weihnachten auch Bot und Fleisch. Und als er um eine Erhöhung ersuchte, schrieb der Küchenmeister unwillig dazu »He is dor nich myt totfreden, wiyll mehr hebben«. Stricker verstarb am 23. Januar 1598 in Lübeck.
In dem dritten, 1781 errichteten und 1959 abgerissenen Hauptpastorat, lebte und arbeitete in den Jahren 1885 bis 1892 Hauptpastor Gustav Haase.
Pastor Haase war verwitwet und zuvor Amtsinhaber der Heiligenhafener Pfarrstelle gewesen. Er hatte die Tochter des berühmten Dichters Hans Theodor Woldsen Storm* Lisbeth am 24.10.1879 in Heiligenhafen geheiratet und war, aufgrund der guten Kirchpfründe, nach Grube übergewechselt.

Verschiedene erhalten gebliebene Briefe aus dieser Zeit* belegen den Aufenthalt Theodor Storms in Grube:

Am 07. August 1885 schreibt er aus Grube an seinen Freund Gottfried Keller: ...»Mein Schwiegersohn, Pfarrer Gustav Haase, zuletzt im Ostseebad Heiligenhafen, hat neuerdings eine fette Pfarre im östlichen Holstein, eine Wahlstelle, erhalten mit einem sehr alten Pfarrhaus und großem romantischen Garten am Grubersee im Kirchdorf Grube, wo ich ihn demnächst besuchen werde«...
Am 04. September 1885 schreibt er aus Grube an seine Tochter Elsbe: ...»Es gefällt mir hier in Grube sehr, die Pastorsleute sind heiter, die Kinder alle drei ganz nett. Der Garten zeichnet sich dadurch aus, daß man oft von allen Seiten zugleich aus Busch und Bohnen von einer Menge Laubfröschen angeschrien wird. Gestern standen wir auf der kleinen Bleiche und sahen, Gustav mit der Pfeife im Mund, die Kinder alle um uns, zu, wie nebenan auf der vermieteten Pastors-Wiese die zwanzig roten Kühe gemolken wurden«...
Am 24. September 1885 schreibt er aus Grube an seinen Sohn Karl: ...»Dein Brief, der mich in Grube traf, wo ich mit Dodo einträchtig mit dem alten Vater Haase vom 31. August bis 17. September bei unseren Pfarrleuten war, die recht froh und zufrieden schienen, hat mich gefreut Es ist ein altes Pastorenhaus mit einem riesigen Garten, der tiefere Teil ein kleiner Park, worin wohl 70 bis 80 Obstbäume stehen, ein Pförtchen fuhrt auf eine Pastoratswiese, an die seitwärts der große Grubersee anrauscht. Eine halbe Stunde davon das prächtige Gut Rosenhof, wo ein Urgroßvetter - unsere Urgroßväter, seiner Bürgermeister und meiner Senator Feddersen in Husum waren Brüder - der Landtagsabgeordnete Feddersen wohnt. Wir verlebten einen angenehmen Abend, am 16. des Monats auch noch ein Visitationsdiner, sehr behaglich«...
Im Mai 1887 schreibt er aus Hademarschen: ...»Ich blicke aus dem Fenster, es ist Morgen, nach 7 Uhr; Garten und Felder und dann der grüne Wald liegen im hellen Sonnenschein, und links vom Wald hinab liegt die weite Ferne, erst mattgrüne Felder, dunkle Bäume dazwischen, dann schließt eine im blauen Duft verdämmernde Wald- und Höhenkette das schöne Bild. Es ist hier so fesselnd angenehm, zumal ich eine vor meiner Krankheit begonnene Arbeit »Der Schimmelreiter« wieder zur Hand nehmen kann, daß ich den Juni, wo alle Blüte, namentlich meine Rosenflut, hervorbricht, hier ungern verpasse; dennoch reise ich am 2. Juni nach dem Kirchdorf Grube (Adresse Pastor Haase) in Holstein«.
Am 5. Juni 1887 schreibt er wiederum aus Grube an seinen Sohn Karl: ...»Hier ist eine köstliche Ruhe, meine Arbeit ist nach Bequemlichkeit ein wenig fortgeschritten, den Schimmelreiter habe ich mitgenommen«...

Ein weiterer Besuch sollte dann nicht mehr stattfinden. Die Tochter Lisbeth wurde am 3. Juli 1888 an das Krankenbett ihres Vaters gerufen, wo sie gegen Abend mit ihrer Tochter Constanze in Hademarschen eintraf. Einen Tag später verstarb Theodor Storm auf seinem Krankenlager und wurde am 07. Juli 1888 in der Familiengruft auf dem St. Jürgen-Friedhof in Husum beigesetzt.

Alle weiteren Bauten im Umfeld der Kirche

1.7.5
Das Küsterhaus aus dem Jahre 1570, Bei der Kirche 21
Das jetzt älteste Gebäude in Grube, als solches jedoch durch Umbauten und Veränderungen der Fassade und des Daches kaum mehr erkennbar, ist das ehemalige Küsterhaus, das als Zweiständerhaus um 1570 fast zeitgleich mit dem Pastorat erbaut wurde.
Es diente dem Kirchendiener als Wohn- und Viehhaus und hatte eine Grundfläche von etwa 68 qm. Der wohl größte Teil der Fläche wurde als Viehhaltung genutzt und die eigentliche Kammer dürfte nach einer Rekonstruktion ca. 12 qm groß gewesen sein.
Das Haus ist seit dem Erwerb im Jahre 1930 in Privatbesitz und wurde am 29. 04. 1939 von Amt wegen als „Kulturgut“ bei dem Amtsgericht Oldenburg in das Grundbuch eingetragen.

1.7.6.
Das Gruber Compastorat, Bei der Kirche Nr. 11


Einer Ausschreibung* Anfang des Jahre 1837 zufolge wurde das jetzt noch stehende ehemalige Compastorats-Gebäude, ein eingeschossiger Traufenbau in Backstein von 7 Achsen mit einem pfannengedeckten Krüppelwalmdach, gebaut. Es ist heute in Privatbesitz.

Bekanntmachung
Wenn der Bau eines neuen Compastorathauses in Grube öffentlich mindestfordernd salva approbatione verdungen werden soll, und hierzu Termin auf Freitag den 7ten April d. J. angesetzt werden, so werden diejenigen, die den Bau zu übernehmen bereit sind, geladen, am gedachten Tage, Vormittags 11 Uhr, auf dem Amtshause zu Cismar sich einzufinden, und sind die desfallsigen Bedingungen nebst Riß und Anschlag bei dem Kirchenjuraten Schwartß in Grube vorher einzusehen.
Cismar und Oldenburg, den 16ten März 1837

Th. Reventlow. Schroedter“

1.7.1.
Ehemaliges Hotel „Deutsches Haus“, später Meiereigebäude und jetziger Pensionsbetrieb, Bei der Kirche Nr. 2


Der in der Gründerzeit errichtete dreigeschossige Bau mit einem Seitenvorsprung unter geschweiftem Giebel und seiner reich dekorierten Fassade hebt sich aus der Charakteristik der allgemeinen Bebauung auch heute noch deutlich hervor.
Im Jahre 1904 wurde das Haus von dem Gruber Baumeister Heinrich Grimm für Johann Reinken, einem Bruder der Caroline Prüß, als Hotel ausgebaut und laut einer Anzeige aus dem Jahre 1920 verfügte es über:

Hohe, geräumige Zimmer, war unmittelbar am Gruber See gelegen, 20 Minuten vom Ostseebad Dahme entfernt, wies in der Umgebung herrliche Buchenwaldungen auf, hatte gut gepflegte Biere, Weine und Liköre, eine anerkannt gute ländliche Verpflegung, eine eigene Hausbäckerei, Milch in Gläsern von eigenen Kühen, eine Auto-Garage, Rundfunkempfänger mit Lautsprecher, Elektrisch Licht und W.-C.

Im Jahre 1928 wurde das Haus zum breitgelagerten Traufenhaus in Rotstein und mit einer Pfanne gedecktem Walmdach erweitert.
Bedingt durch einen Konkurs kaufte die zu dem damaligen Zeitpunkt bestehende »Meierei-Genossenschaft Grube von 1889« das Gebäude auf und baute es zu einer Meierei um. Ausschlaggebend hierfür waren unter anderem die gute Lage und das reichliche Vorhandensein von Grundwasser. Die vorherige Meierei auf dem heutigen Grundstück Elwert hatte ausgedient. Im Jahre 1961 wurde der Meiereibetrieb aufgegeben und in den Konzerberg verlegt.
Danach gelangte das Gebäude durch Verkauf wieder in private Hände und ist seit dieser Zeit auch Quartier der Gruber Weißstörche mit ihrem Nachwuchs. Diese hatten zuvor auf dem Dach einer hinter dem Meiereigebäude liegenden Scheune des Bauern Carl Schwardt sowie auf der Scheune des Bauern Rocksien in der Straße Wenddorf (gegenüber dem heutigen Wohnhaus Rocksien) ihre Nester gehabt.
Ein von der Feuerwehr auf die Scheune des Bauern Hugo Schwardt gesetztes Nest wurde von den Störchen nicht angenommen. In einer amtlichen Zählung des Jahres 1930 wird bereits ein Storchenpaar in Grube erwähnt.

1.7.8.
Ehemaliges Hauptpastorat-Witwenhaus
(früher auf dem Grundstück Hansen in der Wenddorf gelegen und im Jahre 1925 abgerissen)

Schon im Jahre 1652 wurde von dem damaligen Amtsinhaber Johann Jacob Jensen in einer vom ihm und durch »Landesherrliche Bestätigung« durch Herzog Christian Albrecht vom 27. Januar 1654 ausgestellten Urkunde erwähnt, »dass der jedesmalige Hauptprediger zu Grube jene dem Pastorate überlassene Hufenstelle an die Witwe seines Vorgängers zur Benutzung abzugeben, deren Ertrag aber selbst zu genießen habe, wenn keine Witwe vorhanden ist«.

1.7.9.
Das ehemalige Compastorat-Witwenhaus*, heute Hauptstraße Nr. 14

Als am 25. Februar 1718 der Gruber Kirchturm einstürzte und das Kirchengebäude stark beschädigte, ließ die Gemeinde aus dem alten Holze ein kleines Haus mit 2 Wohnungen bauen.
Zu dem Bau schenkte die Tochter des damaligen Organisten Eggers 150 Mark hinzu, wofür ihr auf Lebenszeit eine Wohnung, diese war im Bau bereits vollendet, von der Kirchenvertretung zur Nutzung eingeräumt wurde. Erst 1729 wurde auch die zweite Wohnung fertig und zur Deckung der Gesamtkosten schenkte die Witwe Schrader 200 Mark der Kirchengemeinde.
Durch diese Schenkung wurde ihr das ganze Haus zur Wohnung überlassen. Etwas später wurde dem Haus auch ein Garten beigelegt und auf Betreiben des damaligen Pastors Esaias Theophilus Heyer und „landesherrlicher Unterstützung“ - datiert Kiel, den 30. Januar 1752 - wurde dieses Haus mit Garten zur Wohnung für die jeweilige Witwe des Compastor bestimmt. Die jährliche Miete sollte, wenn keine Witwe vorhanden und das Haus vermietet wurde, gewöhnlich 10-12 Rthlr. betragen.

1.7.10.
Das Gruber Präbandenhaus (kirchliches Armenhaus), Meyer-Eyler-Heim, Hauptstraße Nr. 9


Das genaue Gründungsjahr des Präbandenhauses ist nicht bekannt. Doch schon in einer vom 19. Dezember 1735 datierten Verordnung des Herzogs ist eine gewisse Ordnung für das Gruber Präbandenhaus festgelegt. „Es sollen dort nur Frauen Unterkunft finden“.
Aus einem Schriftwechsel* vom November 1893 zwischen dem Herrn Landrat Sievers und Hauptpastor Reimers (*1893-1909) geht hervor, dass Hauptpastor Reimers beantragt, wie auch schon in den Jahren 1733 zwischen Amtmann Negendank und Hauptpastor Reinboth (*1730-1739) und im Jahre 1863 zwischen Amtmann Th. Reventelow und Hauptpastor Börn (*1834-1862) zuvor schon geschehen, eine männliche Person in das Präbandenhaus aufzunehmen.
Veranlasst durch die aufgeführten Beispiele hatte die Obrigkeit auch diesmal keine Bedenken und der Schneider Meier, um den es hier ging, wurde in das Präbandenhaus aufgenommen. *Amtszeiten der Hauptpastoren in Grube

Zu einem späteren Zeitpunkt fügte Hauptpastor Reimers der Akte H. Meier folgende »Nachträgliche Bemerkungen« hinzu:

»Ich habe durch diesen Antrag einen 57-jährigen Witwer in das Präbandenhaus gebracht, indem ich der Meinung war, das sei ungefährlich, er sei ja zu alt, um sich in einer der dort vorhandenen alten Witwen zu verlieben. Aber ich habe mich geirrt. Am 23. Januar 1894 hat er sich mit der jüngsten von den bisherigen Bewohnerinnen des Präbandenhauses trauen lassen. Ganz Grube schüttelt dazu mit dem Kopf und eine Stimme sprach: „Was sollte der Schneider im Präbandenhaus? Das konnte man ja vorher wissen, dass der die Frauenpersonen wild machen würde«.

Soweit die nachträglichen Bemerkungen von Hauptpastor Reimers im Jahre 1894.

Im Jahre 1902 trat die Witwe des früheren Gruber Kaufmannes C. F. Meyer, Margarete, geb. Eyler, an den Gruber Hauptpastor Reimers und den Kirchenrechungsführer Wilhelm Hansen heran. Frau Meyer, eine Tochter des ehemaligen Gruber Compastors Eyler und Schwägerin des bereits genannten Kapitän Paasch aus Dahme (s. Paasch-Eyler-Platz), war, nachdem sie zusammen mit ihrem Mann im August 1883 das Kaufmannsgeschäft an den Nachfolger Karl Eggert verkauft hatten, nach Lübeck gezogen.
Als Dank für die schöne Zeit, die sie mit ihrem Mann in Grube verlebt hatte, übergab sie der Kirchenkasse einen Betrag in Höhe von 6000 Mark unter bestimmten Auflagen, die schriftlich fixiert wurden*.

Unter anderem:
►dass das Grab ihrer Eltern in guter Ordnung gehalten wird,
►dass an der Stelle, wo jetzt das Präbandenhaus steht, ein Haus zugebaut wird,
►indem 8 Jungfrauen oder Frauen eine Stube und eine Kammer bekommen,
►dass an dem Haus eine Steintafel angebracht wird mit der Inschrift:

                   »Meyer-Eyler-Heim, Jahreszahl,
                      Die Liebe hört nimmer auf«


►dass, sollte die Summe für den Bau des Hauses nicht ausreichen, das Geld Zinsen tragen soll, bis die Summe ausreichend ist.

Im Jahre 1903 wurde dann das neue Präbandenhaus errichtet. (...)

1.7.12.
Der Pumpenplatz und die Friedenseiche


Fast an der Stelle, an der heute die im Jahre 1994 aufgestellte neue Pumpe und die neu gepflanzte Eiche steht, befand sich noch zur Jahrhundertwende der »Pumpenplatz« mit der »Friedenseiche« umgrenzt von dem »Meyer-Eyler-Heim«, dem alten Schulgebäude (heutiges Amtsgebäude) und dem »Compastorat Witwenhaus«.
Hier wurde das Brauchwasser von den Anwohnern geholt, die über keinen eigenen Brunnen verfügten und man traf sich, so oft die Zeit es erlaubte, zu einem Plausch.
Die Gruber Eiche wurde, so wie in allen anderen Orten und Städten des neuen Kaiserreiches auch, am 7. Mai 1871 zur Erinnerung an den siegreich beendeten deutsch-französischen Krieg als so genannte »Friedenseiche« unter reger Anteilnahme der gesamten Bevölkerung gepflanzt.
Ganz Grube war festlich geschmückt und gemeinsam ging es mit allen Gruber Einwohnern und denen der Umgebung, mit den einzelnen Fahnenabordnungen der Vereine und den Schulklassen im Festumzug durch den Ort und zu dem Pumpenplatz.
Nach der Ansprache eines »Offiziellen«, meistens des Lehrers, über Sinn und Bedeutung der Pflanzung, wurde der Baum der Erde anvertraut und mit dem »Absingen« einiger Lieder und einem »donnernden Kaiserhoch« die Festveranstaltung beendet.
Im Anschluss daran trafen sich die meist älteren männlichen Teilnehmer noch zu einem Bier in einem der Krüge um hier die Kriegserfahrungen der Jahre 1870/1871 und anderer zuvor, auszutauschen.

1.7.13

Alle weiteren Profanbauten bei der Kirche und deren Umfeld


stammen aus dem 18., 19., und 20. Jahrhundert. Ein Großteil der Gebäude hat jedoch seine ursprüngliche Gestalt eingebüßt, wozu vor allen Dingen »Einscheiben« anstelle der unterteilten Fenster, vorgeblendete Fassaden und Anbauten geführt haben.

1.7.14.
Baumbestand und Straßenpflasterung


Postkartenansichten aus der Jahrhundertwende* zeigen deutlich, dass der frühere Gruber Ortskern stärker durchgrünt war. Typisch waren neben zahlreichen Straßenbäumen schmale von Hecken oder Holzzäunen eingefasste Vorgärten, deren Klein- und Großgrün die Straßenräume belebten.
Erhalten geblieben sind noch die hohen Linden auf dem Kirchhof und einige wenige hausbezogene Bäume in den Straßen. Nicht mehr vorhanden ist ebenfalls die Baumreihe vor der ehemaligen Schule, die im Jahre 1970 dem heutigen Amtsgebäude weichen musste. Den härtesten Eingriff in die alte Bausubstanz stellte der Abriss des »Haselhorst'schen« Gebäudes dar. Das Herzstück der Ortschaft, der Dorfanger, wurde damit vom übrigen Ortskern abgeschnitten. Die frühere Pflasterung entsprach der ortsüblichen Gestaltung. Die Fahrbahnoberflächen wiesen Granitreihenpflaster und die Bürgersteige unregelmäßiges Granitgroßpflaster bzw. Katzenkopfpflaster auf. Als Bordstein diente quergereihtes Granitgroßpflaster.
Die Gruber Dorferneuerung, gefördert durch den Bund und das Land, die im Jahre 1989 begann und 1996 endete, sollte einen kleinen Teil des alten historischen Dorfkernes wieder entstehen lassen.

1.7.15. Grube heute

Der ländlich strukturierte Zentral- und Erholungsort Grube, der sich gerne als »Ort der idyllischen Ruhe« bezeichnet, ist über die Autobahn A 1 von Hamburg bis Lensahn, über die Landesstraße 231 von Rüting bis Grube und über die Bundesstraße 501 von Grömitz oder Heiligenhafen aus mit dem Fahrzeug zu erreichen. Von Puttgarden oder Oldenburg kann man bequem mit Bus und Bahn anreisen. Der Luftreisende findet mit dem Motor- oder Segelflugzeug seinen Landeplatz auf dem unmittelbar vor dem Ort liegenden Sportflugplatz.
Für die Versorgung der gut 1000 Einwohner und deren Gäste gibt es im Ort Betriebe aller Art mit einem großen Waren- und Dienstleistungsangebot, mit einer Zahn- und einer Allgemeinärztin, einer Apotheke und einer Tierarztpraxis für Kleintiere im OT Rosenhof. Der Kurende findet seine Anwendungen in den nahe liegenden Ostseebädern Dahme (3 km) und Kellenhusen (5 km).
Mit dem Gut Rosenhof und Rosenfelde sowie den größeren, mittleren und kleinen landwirtschaftlichen Betreiben, lag und liegt das Schwergewicht der Gruber Wirtschaft in der Landwirtschaft.
Die reiche Geschichte des Ortes wird - dank eines tatkräftigen Vereines zur Heimat- und Kulturpflege, der in den Sommermonaten in Zusammenarbeit mit der Kirchenvertretung auch eine Vielzahl von Konzert- und Kulturveranstaltungen ausrichtet - im Dorfmuseum in der Hauptstraße neben der Amtsverwaltung gezeigt.
Fünf Kilometer von Grube entfernt, im Ortsteil Rosenfelde, liegt der Meeresnaturstrand, kurtaxfrei und mit feinem Sand. Hier, in unmittelbarer Nähe der Ostsee, stehen dem Campingfreund zwei große Plätze, der Campingplatz »Erhard Wächtler« (DFK) und der textile »Campingplatz Rosenfelder Strand« zur Verfügung. Beide Plätze sind in ihren Stand- und Versorgungsansprüchen führend.
Die Gruber Gäste werden in sauberen und freundlichen Quartieren beherbergt mit besonderem Service zu „gutbürgerlichen“ Preisen. Eine Zimmervermittlung im Ort wird von dem Handwerker- und Gewerbeverein betrieben. Der Urlaub auf dem Bauernhof spielt seit Jahrzehnten eine große Rolle.
Fuß- und Radwanderwege, fernab vom Straßenverkehr, laden zu einer maßgeschneiderten Wanderung ein und das Auge wird so manch seltene Pflanzen- und Vogelart erblicken. Auch »Meister Adebar« ist schon seit Generationen Dauergast in Grube und hat sein Quartier auf dem Schornstein der ehemaligen Meierei, in unmittelbarer Nähe der Gruber Kirche gefunden.
Nach einem 10000 km langen Weg von Afrika findet er hier und in der Umgebung noch ausreichende Nahrung.
Dem Petrijünger ist ein großes Revier am Oldenburger Graben auf einer Länge von ca. 7 km gegen Entgelt vorbehalten.
Sporteinrichtungen wie Tennisplätze, Turnhallen und ein Sportplatz bieten die Möglichkeit der Fitness, aber auch des Leistungstrainings.
Eine ungewöhnliche Attraktion stellt der ca. 6700 qm große »Paasch-Eyler-Platz« dar, den die »Alte Gruber Bürgergilde von 1275 e.V.« mit finanzieller Hilfe des aus Dahme stammenden Kapitän Heinrich Paasch im Jahre 1899 kaufen konnte.
Paasch, ein gebürtiger Dahmer, hatte die Gruber Pastorentochter »Eyler« geheiratet und lebte zuletzt in Antwerpen als Verfasser großer maritimer Werke, die noch heute weltweit Beachtung finden.
Die Abgelegenheit dieser ehemaligen Halbinsel im Gruber Seegebiet mit seinem wunderbaren Baumbestand dient heute noch allen Vereinen zur Abhaltung ihrer Festivitäten.
Das heutige Grube ist ein moderner, den Gästen aufgeschlossener Ort. Feuerwehr, Polizei und DRK-Station vor Ort sorgen für Sicherheit. Verwaltungsmäßig ist die Gemeinde Grube der Verwaltungsgemeinschaft Grömitz angegliedert.

Auszug aus der Ausstellungseröffnung Heinrich Paasch
am 25. Juni 2004
anlässlich des 100. Todestages im Haus des Gastes in Dahme
durch Hans-Uwe Hartert, Grube

Kapitän Heinrich Paasch, ein maritimer Buchautor und »großer Sohn« des Ostseeheilbades Dahme, der Stadt Antwerpen in Belgien ein »Mäzen« der Gemeinden Dahme und Grube sowie der »Alten Gruber Bürgergilde von 1275 e. V.«

Wer war Kapitän Johann-H(e)inrich Friederich Paasch?
Paasch wurde am 07. Januar 1835 in Dahme als ehelicher Sohn des dort lebenden Bödners* und Fischers Johann Hinrich Paasch und seiner Ehefrau Friderica, geb. Schuldten, in der heutigen Seestraße 69 (Höhe Deichdurchfahrt) geboren.
Außerhalb der Fischfangsaison besuchte er die hiesige Dorfschule, während der Fischfangsaison half er seinem Vater beim Fischfang in der Lübecker Bucht.
Er war ein gelehriges Kind, so berichteten die alten Leute, mit »einer sehr schnellen Auffassungsgabe« und einem »gesunden Körper«. Am 25. Oktober 1848 befand er sich mit seinem Vater beim Fischfang in der Lübecker Bucht. Auf der Rückfahrt von Neustadt, sie hatten ihren Fang dort angelandet, passierte das Unglück. Schwerer Sturm war aufgekommen und eine große, über Steuerbord laufende Welle riss den Vater mit sich fort in die Fluten. Der erst 13jährige Junge musste mit eigener Kraft das kleine Küstenboot, gegen die Elemente kämpfend, nach Haus steuern.
Nur zwei Jahre später, nach seiner Konfirmation, verließ er (der Überlieferung nach) mit den Worten: „Wenn ick nicks warr, kam ich nich wedder“, seinen Heimatort Dahme und heuerte 15jährig als Matrose bei der neu aufgestellten bundesdeutschen Flotte gegen Dänemark an. Nach Beendigung des Schleswig-Holsteinischen Krieges fuhr er 1852 für kurze Zeit bei der dänischen Kriegsflotte. Als Steuermann diente er weiter auf deutschen, holländischen und amerikanischen Handelsschiffen und erlangte schon im Jahre 1862 sein »Capitainspatent«. Ein Traum war, nach harter Arbeit an sich selbst, wahr geworden und brachte ihm, jetzt 27 Jahre alt, das Kommando über einen russischen Ostindienfahrer* als »Capitain« für die folgenden acht Jahre ein.
Am 21. September 1864, heiratete er in der St. Jürgen Kirche zu Grube die Tochter des dortigen Compastors* Georg-Heinrich Eyler, Claudine, die am 04. September 1835 in Lütjenburg/Holstein geboren wurde. Er hatte sie während eines Urlaubes in Grube kennen gelernt. (Die Ehe sollte kinderlos bleiben) Durch diese Verbindung, er aus Dahme und sie aus Grube, wurde der Grundstein für das Mäzenatentum der Eheleute Paasch gelegt. Noch im gleichen Jahre nahmen beide von der Heimat Abschied um von nun an in Kronstadt* zu wohnen. Die junge Frau begleitete ihren Mann während seiner Fahrenszeit auf fast allen Weltmeeren.
Im Jahre 1870 gab Paasch die aktive Seefahrt auf und zusammen mit seiner Ehefrau Claudine nahm er Wohnsitz in Antwerpen. 1873 wurde er Inspektor für den Englischen Lloyd in Belgien und übte diesen Posten bis zum 01. September 1898 zur vollsten Zufriedenheit seines Arbeitgebers aus. Während dieser Zeit konnte er sein bisheriges Wissen durch die Sachverständigentätigkeit bei Havarie- und Bergungsangelegenheiten, er kam mit Leuten und Schiffen aller seefahrenden Nationen zusammen, ergänzen und erweitern.
Er hatte sein Büro im Hafenviertel von Antwerpen an der Schelde, seinen privaten Wohnsitz in Zentrumsnähe (zuletzt Boulevard Leopold) gefunden. Seine »große Einbürgerung« erfolgte im Jahre 1885*.
Sein großes Fachwissen und seine Sprachkenntnisse führten wohl auch zu seinem wohl größten maritimen Werk mit dem Titel »From Keel To Truck De La Quille A La Pomme De Mat Vom Kiel zum Flaggenknopf, das von einem Vor- »Eciaircissement Concernant Les Types ET La Classification de Marines« und einem Nachwerk »Illustraded Marine Encyclopedia« begleitet wurde. In diesem, 1885 in einer Auflage von 5 000 Stück erschienenen Lexikon in englischer, deutscher und französischer Sprache konnte Paasch all das Gelernte verwerten und an die Seeleute aller seefahrenden Nationen in schriftlicher Form weitergeben. Der Erfolg ließ nicht lange auch sich warten und nach der ersten Auflage von 1885 folgten eine im Jahre 1890 (Illustraded Marine Encyclopedia) und 1894* (3 000 Exemplare), die von Paasch in der Sachthematik vollkommen umgestaltet, verfeinert und erweitert worden war. Weitere Auflagen folgten im Jahre 1901 (2 000 Exemplare) und nach seinem Tode im Jahre 1908 und 1937, die letzteren beiden in fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch.
Fachleute aller seefahrenden Nationen sowie die internationale Presse und Fachblätter würdigten seine Verdienste um das schriftstellerische Werk und es führte dazu, dass die europäischen Königshäuser hohe Auszeichnungen an ihn herantrugen. Von dem belgischen König Leopold II. mit Wohlwollen bedacht, wurde ihm auf seinem Antrag hin das Tragen der hohen ausländischen Orden gestattet und Paasch konnte die Früchte seines Schaffens nach außen hin tragen und zeigen. In seiner 1890 erschienen »Illustraded Marine Encyclopedia« widmet er König Leopold II. von Belgien eine ganze Seite. Im Jahre 1994 wurde das Werk von Kapitän Paasch posthum durch eine wissenschaftliche Arbeit von Prof. Dr. Marc van Campenhout, Universität Paris, geehrt.
Am 25. März 1904 verstarb Kapitän Paasch 69jährig, inmitten der Vorbereitungen zu einer neuen Auflage in Antwerpen. Er wurde auf dem am Rande von Antwerpen liegenden Friedhof, hier ist heute ein Park*, beigesetzt. Seine Freunde, Kapitän P. Challamel (franz. und engl. Teil), Kpt. Matthiesen und Budde (deutscher Teil), Admiral Montojo (span. Teil) und Signor Roamrone (ital. Teil), führten sein Werk weiter. Die neue Auflage erschien 1908 fünfsprachig.
Aber in all den Jahren ihres Aufenthaltes in Antwerpen hatten die Eheleute Paasch ihre Heimatorte Dahme und Grube nicht aus den Augen verloren. Die Armen in Grube und Dahme wurde jeweils zu Weihnachten finanziell unterstützt und die Insassen des Armen- Arbeitshauses in Grube erhielten zu Weihnachten pro erwachsener Person 3 Mark und je Kind 50 Pfennig. Dank der Schenkungen, der heutigen Paasch-Eyler-Allee in Dahme und dem Paasch-Eyler-Platz in Grube, sowie einer Stiftung mit einem Kapital von 15.000 Mark durch Claudine Eyler nach dem Tod ihres Mannes* wird bis heute in den Heimatgemeinden ihrer gedacht und sie bleiben unvergessen.

In seiner Vorrede zu dem Buch »Vom Kiel zum Flaggenknopf« schreibt Paasch im Jahre 1901 u. a. über sich selbst:
»…Am Strande der Ostsee geboren, mußte ich schon im Alter von 10 Jahren meinem Vater an Bord seines kleine Küstenfahrzeuges bei der Ausübung seines schweren Berufes behüflich sein und hatte, 13 Jahr alt, das Unglück, meinen Vater zu verlieren, der über Bord fiel und ertrank, so dass, da außer mir niemand an Bord war, ich das Schiffchen allein nach Hause bringen musste. So lernte ich in schon in früher Jugend die herbe Seite des Lebens kennen. Mit 15 Jahren ging ich zur See, diente in der deutschen Bundesflotte und nach Beendigung des Schleswig-Holsteinischen Krieges in der dänischen Kriegsmarine, fuhr dann als Matrose und Steuermann auf deutschen, holländischen und amerikanischen Handelsschiffen und führte 8 Jahre hindurch einen russischen Ostindienfahrer als Capitain. Im Jahre 1870 ließ ich mich in Antwerpen nieder. In den letzten 30 Jahren habe ich circa 4000 Schiffe besichtigt und bin beständig mit Schiffs- und Maschinenbau, Reparaturen, Havarie-Angelegenheiten, Arbitragen*, usw. betraut gewesen und habe somit Gelegenheit gehabt, mich mit allen in meinem Werke behandelten Gegenständen und Angelegenheiten, sowie mit den Sprache, in welchen dasselbe geschrieben, bekannt zu machen«.
(...)
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